Funktionen für die Darstellung
Seitenpfad
03.12.1937
Goebbels Tagebuch
"Die Entjudung der Reichsmusikkammer ist nicht so einfach, wie ich gedacht. Kostet noch viel Mühe. (...) Die Juden setzten wir durch Polizeiverordnungen aus den Kulturveranstaltungen heraus. Ein Gesetz würde zuviel Aufsehen erregen. Führer will mit Recht die gänzliche Abschaffung des Konferenciertyps. Ich werde das machen. Und dann auch alle Theater etc. besitzmäßig arisieren." (Fröhlich I, Bd. 3, S. 354)
07.12.1937
Bericht der Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung an das Auswärtige Amt
Es sind seit 1933 etwa 120.000 Juden aus Deutschland ausgewandert, davon jeweils 40.000 nach Palästina und nach Übersee. "Die in den ersten Jahren unter Berücksichtigung der damaligen Devisenlage noch verhältnismäßig großzügig zugelassene Mitnahme von Waren und die ursprünglich unbeschränkte Mitnahme von ausländischen Wertpapieren soweit sie Altbesitz waren, sowie die Zuteilung von Bardevisen ist inzwischen fast völlig unterbunden worden."
- Im Gesamtdurchschnitt entfielen auf jeden Auswanderer nicht viel mehr als 3.000 RM Devisen. "Die Bereitstellung von Devisen ist im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt worden und seit einiger Zeit so gut wie völlig ausgeschlossen. Die Verfügung über Grundstücke oder Rechte aus Grundstücken war bis zum Erscheinen der zehnten Durchführungsverordnung genehmigungsfrei möglich. Der Grundstücksverkehr kann wegen der aufgetretenen Mißstände jetzt nur noch in ganz beschränktem Maße der Auswanderung nutzbar gemacht werden."
Insgesamt zeige sich, "daß die Judenauswanderung in dem erwünschten Maße mit den geschilderten Möglichkeiten nicht mehr bewerkstelligt werden kann."
Es werden weitere Einzelheiten erwähnt, aus denen hervorgeht, daß die deutsche Politik zu einer "äußerst schnell voranschreitenden Verarmung der jüdischen Gemeinden"
führt, die daher "sehr bald"
nicht mehr in der Lage sein werden, vermögens- und arbeitslose Juden zu unterstützen. Daher müsse damit gerechnet werden, daß sich "in verhältnismäßig kurzer Zeit"
der Anteil der Juden wesentlich vergrößern wird, "die der Wohlfahrt zur Last fallen und für die es praktisch kaum eine Auswanderungsmöglichkeit geben wird"
.
Die vom Hilfsverein der Juden in Deutschland gezahlten Unterstützungen für Ausreisen u.a. seien von 1932 bis 1936 um das 18fache gestiegen. Es müsse erreicht werden, daß unter Anwendung des Haavara-Verfahrens "eine günstigere Verteilung auf ärmere Judenschichten und eine jährliche Einwanderung von 20.000 bis 25.000 Juden nach Palästina erfolgt. Zur Zeit steht die Beschränkung der Zertifikate durch die englische Mandatsregierung diesem entgegen. Am 4. November 1937 hat aber der englische Kolonialminister Ormsby-Gore erklärt, daß es sich bei dieser Beschränkung nur um eine rein zeitweilige Maßnahme (bis März 1938) handelt. Ein zukünftiger Judenstaat würde die Einwanderung von Juden nach seinem eigenen Willen gestalten können."
(ADAP, Serie D, Bd. V, Nr. 575)
09.12.1937
Goebbels Tagebuch
"Ich arbeite an der Arisierung des deutschen Filmexports. Große Schwierigkeiten. Die Juristen sehen keine Möglichkeit der Arisierung der Scala. Ich schaffe sie nun mit Gewalt. Diese Juden werde ich schon kleinkriegen. (...) Letzte Reste der Schallplattenindustrie werden nun auch arisiert." (Fröhlich, I.3, S. 361)
24.12.1937
Der Reichswirtschaftsminister stellte in einem Erlaß an die Reichswirtschaftskammer fest, daß die jüdischen Unternehmungen ebenso wie alle anderen der Organisation der gewerblichen Wirtschaft angehören müssen. Dies sei schon deshalb nötig, weil sonst gerade die jüdischen Betriebe sich den über die Organisation der gewerblichen Wirtschaft erteilten Weisungen der Regierung entziehen könnten. Außerdem würden sie durch Befreiung von den Mitgliedsbeiträgen wettbewerbsfähiger werden.
Juden sollen sich jedoch in den Mitgliederversammlungen durch Nichtjuden vertreten lassen; auf keinen Fall dürfen sie in der Organisation Ämter innehaben. (AdG, S. 3358)
28.12.1937
Rumänien
Bildung einer von der antisemitischen Nationalchristlichen Partei getragenen Regierung. Als erste Maßnahme werden am 29. Dezember die zwei größten Tageszeitungen des Landes verboten mit der Begründung, sie würden von "Ausländern"
(gemeint sind Juden) geleitet. Regierungschef Goga kündigt an, seine Regierung werde das Bürgerrecht der nach dem Krieg eingewanderten "semitischen Elemente"
überprüfen. Die Schanklizenzen in den Dörfern sollen den Juden entzogen und rumänischen Kriegsinvaliden zugeteilt werden. Nach Presseberichten soll den Juden künftig auch die Verkaufserlaubnis für Erzeugnisse der Staatsmonopole entzogen und die Mitarbeit an Zeitungen sowie jede Geschäftsbetätigung in ländlichen Gemeinden verboten werden. (AdG, S. 3359)