Personalausweise von Juden müssen mit einem großen J gekennzeichnet werden.
Finanzminister Bozilov fordert von der jüdischen Gemeinde als "Ausgleich für über 60 Jahre Ausbeutung Bulgariens"
eine Sondersteuer.
Deutsche Truppen besetzen Riga (Lettland). 1935 hatte Riga 43.000 jüdische Einwohner, 11% der Stadtbevölkerung und ungefähr die Hälfte aller Juden Lettlands. Vor dem deutschen Einmarsch gelang mehreren tausend Juden die Flucht; andererseits befanden sich viele Juden aus anderen Orten als Flüchtlinge in der Stadt.
Sofort nach dem deutschen Einmarsch nahmen lettische Faschisten und andere einheimische freiwillige Helfer der Deutschen mehrere tausend jüdische Männer fest, die in die Gefängnisse und in das Hauptquartier der Faschisten gebracht wurden. Nach mehrtägigen Foltern wurden 2.700 Gefangene in einem Wald in der Nähe Rigas ermordet. 2.000 andere blieben zunächst in Haft, aber wurden später - mit Ausnahme von Ärzten und Handwerkern - ebenfalls ermordet.
Das Einsatzkommando 8 der Einsatzgruppe B kommt in Bialystok an. Es wirkt in den ersten Julitagen an zwei Erschießungsaktionen mit, bei denen eine nicht mehr genau feststellbare Zahl von männlichen Juden im Alter von 18 bis 65 Jahren, mindestens einmal 800 und einmal 100, getötet werden.
Deutsche Truppen besetzten Brody (Ukraine). Vor dem Krieg lebten dort etwa 9.000 Juden. - Die deutschen Stellen ordnen sofort die Kennzeichnung der Juden und "Strafzahlungen"
an; Juden werden zur Zwangsarbeit eingezogen.
Eine rumänische Spezialeinheit, Angehörige der deutschen Einsatzgruppe D und Wehrmachtssoldaten ermorden in Bessarabien, dem heutigen Moldova, zwischen 150.000 und 160.000 Juden.
Deutsche Truppen besetzen Tarnopol (Ukraine). Vor dem Krieg lebten dort 18.000 Juden.
Etwa 1.000 Menschen werden Opfer einer sofort angeordneten Festnahmeaktion gegen die jüdische Intelligenz. Zwischen 4. und 7. Juli werden von ukrainischen Nationalisten, unter Anstiftung und Beteilung der Wehrmacht und des Sonderkommandos 4 b der Einsatzgruppe C, etwa 700 Juden getötet.
Das Einsatzkommando 9 der Einsatzgruppe B trifft in Wilna ein.
Der aus rechtextremen Freiwilligen bestehende litauische "Ordnungsdienst"
wird beauftragt, Namenslisten der jüdischen Einwohner - zuerst der Intelligenzschicht, der politischen Aktivisten und der Wohlhabenden - aufzustellen. Anschließend ermorden die Angehörigen des "Ordnungsdienstes"
unter Aufsicht des deuschen Einsatzkommandos an mehreren Tagen hintereinander jeweils etwa 4-500 "Juden und andere Saboteure"
im nahegelegenen Wald von Ponari - insgesamt mindestens 1.600 männliche Juden.
In Luzk (Ukraine) erschießt das Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C 1.160 männliche Juden zwischen 16 und 60 Jahren. - Schon Ende Juni war es in Luzk zu einem von den Deutschen ermutigten Pogrom ukrainischer Nationalisten gekommen.
Auf Anordnung der deutschen Behörden muß in Wilna ein Judenrat gebildet werden. Während des Juli nimmt das Einsatzkommando 9, unterstützt von rechtsextremen litauischen Freiwilligen, 5.000 männliche Juden fest und ermordet sie im Wald von Ponari, etwa 12 km von Wilna entfernt.
Deutsche Truppen besetzen Nowogrudok (Weißrußland). Wenige Tage nach dem Einmarsch ermordet das Einsatzkommando 8 der Einsatzgruppe B 60-70, nach anderen Angaben etwa 150 jüdische Männer.
Ungarische Truppen besetzen Kolomyja (Ukraine). Vor dem Krieg gab es in der Stadt etwa 15.000 jüdische Einwohner, wozu noch einige tausend Flüchtlinge aus dem deutsch-besetzten Teil Polens kamen.
In den drei Tagen zwischen dem Rückzug der sowjetischen Armee aus der Stadt und dem Einmarsch der Ungarn gibt es ein Pogrom ukrainischer Nationalisten. In der ersten Juli-Hälfte werden zahlreiche antijüdische Maßnahmen eingeführt; so das Tragen eines Kennzeichens mit dem Davidstern, Vermögensenteignung, Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Zwangsarbeit. Am 1. August kommt Kolomyja unter deutsche Verwaltung.
Deutsche Truppen besetzen Pinsk (Weißrußland). Vor dem Krieg lebten dort 30.000 jüdische Menschen, 70% der Gesamtbevölkerung.
In der zweiten Julihälfte wird auf Befehl der Deutschen ein Judenrat gebildet.
Tausende jüdische Bewohner der Nordbukowina werden von den einrückenden rumänischen Truppen ermordet. Noch vor dem Einmarsch deutscher und rumänänischen Truppen kommt es zu Pogrom-Aktionen, an denen sich besonders die ukrainische Landbevölkerung beteiligt. Die Überlebenden werden zunächst in mehreren Lagern interniert und später in regionale Ghettos gezwungen.
In Minsk (Weißrußland) werden vom Sonderkommando 7a der Einsatzgruppe B 50-70 männliche Juden als angebliche Brandstifter erschossen.
General Antonescu verurteilt offiziell das Massaker von Jassy, Ende Juni.
Es sei eine Schande, "wenn Soldaten, nur um zu plündern und zu mißhandeln, aus eigener Initiative die jüdische Bevölkerung angreifen und blindlings morden (...). - Das jüdische Volk hat den Armen das Brot weggegessen, hat spekuliert und einige Jahrhunderte lang die Entwicklung des rumänischen Volkes verhindert. Es steht außer Diskussion, daß wir uns von dieser Plage befreien müssen, aber allein der Regierung steht das Recht zu, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. (...) Es ist nicht zulässig, daß sich jeder Bürger oder jeder Soldat anmaßt, das jüdische Problem durch Plünderungen und Morde eigenhändig zu lösen."
(Benz, Dimension, S. 398)
Das Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. September 1935 wird auch für das Protektorat Böhmen und Mähren gültig. Bei Eheschließungen zwischen deutschen Staatsangehörigen und Protektoratsangehörigen sind diese hinsichtlich der Anwendung des gesetzlichen Eheverbots wie deutsche Staatsangehörige zu behandeln. (RGBl I, S. 384)
"Durch die deutsche Abrechnung mit Moskau wird jetzt der größte Judenschwindel aller Zeiten aufgedeckt und entlarvt. Das 'Arbeiterparadies' entpuppt sich vor aller Welt als ein gigantisches Betrüger- und Ausbeutersystem, in dem die Schaffenden durch blutigsten Terror in menschenunwürdigen Zuständen ein unbeschreiblich erbärmliches Dasein fristen müssen. In diesem System, in dem Juden, Kapitalisten und Bolschewisten Hand in Hand arbeiten, herrscht ein geradezu unvollstellbarer Grad menschlicher Verkommenheit. Alles, was die Millionen deutscher Soldaten heute dort sehen, ist ein einziges Bild niedrigsten sozialen Lebensstandards (...). In diesen unsagbaren Zustand tiefsten menschlichen Elends hat der Jude durch sein teuflisches System des Bolschewismus die Völker der Sowjetunion gestoßen. Diesem größten Völkerbetrug aller Zeiten ist nun die Maske vom Gesicht gerissen. Der Kampf im Osten bedeutet die Befreiung der Menschheit von diesem Verbrechen." (Boelcke II, S. 183)
Deutsche Truppen besetzen Tutschin (Ukraine). Mit deutscher Hilfe verüben ukrainische Nationalisten ein Pogrom, bei dem 70 Juden getötet und viele weitere verletzt werden; jüdisches Eigentum wird geplündert. Im Lauf des Monats werden die Juden verpflichtet, ein Kennzeichen zu tragen, einen hohen Betrag in Gold zu zahlen und Zwangsarbeit in der Landwirtschaft u.a. zu leisten.
"Der Marschbefehl des Führers an die deutsche Wehrmacht in der Nacht zum 22. Juni war eine welthistorische Tat. Sie wird wahrscheinlich als die entscheidende in die Geschichte dieses Krieges eingehen. Die Soldaten, die nach diesem Befehl marschieren, sind in Wahrheit die Erretter der europäischen Kultur und Zivilisation gegen die Bedrohung durch eine politische Unterwelt. Deutschlands Söhne sind wieder einmal angetreten, um mit dem Schutz des eigenen Landes zugleich den Schutz der gesitteten Welt zu übernehmen." (Boelcke II, S. 183)
"Der Bolschewismus ist eine Menschheitsgeißel, eine schlimme Erkrankung der Zeit, die ausgebrannt werden muß. Wir müssen alle dem Führer danken, daß er diese Gefahr angefaßt hat und beseitigt. Die Großkampagne gegen den Bolschewismus beginnt sofort. Alle Propagandamittel sind eingesetzt. (...)" (Fröhlich)
Die Wehrmacht besetzt Berditschew (Ukraine). In der Stadt lebten vor dem Krieg über 30.000 jüdische Menschen, gut 45% der Gesamtbevölkerung. Beim Einmarsch der Wehrmacht befinden sich noch etwa 20.000 Juden dort. Am 10. Juli fordern die deutschen Besatzer von der jüdischen Bevölkerung eine kollektive "Buße"
von 100.000 Rubeln in Bargeld und Wertsachen.
Deutsche Truppen besetzten Bereschany (Ukraine). Vor dem Krieg lebten dort über 4.000 Juden.
Nach der Besetzung werden antijüdische Maßnahmen verhängt, wie: Kennzeichnungspflicht; Ausgangsperre nach Sonnenuntergang; Verbot, die Stadt zu verlassen. Anfang August 1941 wird ein Judenrat gebildet und gezwungen, in der Gemeinde eine hohe Abgabe einzutreiben, Männer zur Zwangsarbeit zu melden und den Deutschen Wertgegenstände, Waren und Möbel aus jüdischen Haushalten auszuliefern.
In Czernowitz werden vom Einsatzkommando 10 im Zusammenwirken mit rumänischen Stellen mehr als 500 Juden erschossen. In vielen kleineren Städten Ostgaliziens werden hunderte Juden bei Pogromen von ukrainischen Nationalisten und Einwohnern getötet.
Der SS-Kommandant für Rußland Mitte, von dem Bach-Zelewski, läßt in Bialystok zwischen 1.200 und 3.000 männliche Juden im Alter von 17 bis 45 Jahren aus den Häusern holen und außerhalb der Stadt erschießen. Vorwand ist die "Bekämpfung von Partisanen und Plünderern"
.
Die Einsatzgruppe D verlegt ihr Hauptquartier nach Czernowitz in der Bukowina. Annähernd 1.500 Juden werden vom Einsatzkommando 10b festgenommen, meist junge Leute und Angehörige der Intelligentsia, und mit Hilfe der rumänischen Polizei ermordet. Die Große Synagoge wird niedergebrannt.
Witebsk (Weißrußland) wird von der Wehrmacht besetzt. Die Stadt hatte vor dem Krieg etwa 50.000 jüdische Einwohner, mehr als die Hälfte der Bevölkerung. - Später wird im Gebiet des Bahnhofs ein mit Stacheldraht abgeriegeltes Ghetto angelegt, in das rund 16.000 Menschen gesperrt werden.
In Shitomir (Ukraine) werden von einem deutschen Sonderkommando mit Unterstützung der Wehrmacht 200 "Kommunisten und Juden"
festgenommen. 180 von ihnen werden durch das Sonderkommando 4a erschossen. Im weiteren Verlauf dieser und ähnlicher Aktionen der Sonderkommandos werden im Juli 1941 insgesamt über 600 "Kommunisten und Juden"
in Shitomir getötet.
Aufgrund eines Regierungsdekrets beginnt - vor allem in den neu annektierten Gebieten - die Festnahme und Abschiebung von eingewanderten oder dorthin geflüchteten Juden polnischer und russischer Abstammung. Unter den Opfern sind auch viele ungarische Juden, die ihre Staatszugehörigkeit nicht hinreichend anhand von Papieren nachweisen können. Etwa 18.000 "ausländische"
Juden werden in Güterzügen zur Grenze gebracht und von dort aus in Tagesraten von etwa 1.000 Menschen in die von den Deutschen besetzte Ukraine abgeschoben. Nachdem die Deutschen sie zunächst gar nicht übernehmen wollen, werden tausende von ihnen am 27.-28. August in der Gegend von Kamenez-Podolskij ermordet.
In Dwinsk (Lettland) ermorden die Deutschen 9.000 Juden.
Der Verkehrsminister und Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn, Dorpmüller, teilt den zuständigen Stellen der Reichsbahn mit, daß bei Anforderung Sonderzüge für folgende Zwecke als kriegs- und lebenswichtig bereitzustellen seien:
In Petrolewiz bei Slonim (Weißrußland) ermorden die Deutschen 1.255 Juden.
In Brody (Ukraine) werden 250 Juden festgenommen, zwei Tage gefoltert und dann am jüdischen Friedhof erschossen.
Dem Judenrat wird befohlen, täglich mehrere hundert Männer für die Arbeit an Brückenreparaturen, im Straßenbau und in Militärlagern zu stellen.
Erschiessungsaktionen des Sonderkommandos 7b der Einsatzgruppe B in Borissow. Ein Ghetto mit etwa 2.000 Menschen wird gebildet.
Teilnahmer der Runde sind u.a. Rosenberg, Bormann, Lammers, Göring und Keitel.
"(...) Wesentlich sei es nun, daß wir unsere Zielsetzung nicht vor der ganzen Welt bekanntgäben; dies sei auch nicht notwendig, sondern die Hauptsache sei, daß wir selber wüßten, was wir wollten. Keinesfalls solle durch überflüssige Erklärungen unser eigener Weg erschwert werden. (...) Die Motivierung unserer Schritte vor der Welt müsse sich also nach taktischen Gesichtspunkten richten. Wir müßten hier genau so vorgehen wie in den Fällen Norwegen, Holland, Dänemark und Belgien. Auch in diesen Fällen hätten wir nichts über unsere Absichten gesagt, und wir würden dies auch weiterhin klugerweise nicht tun. Wir werden also wieder betonen, daß wir gezwungen waren, ein Gebiet zu besetzen, zu ordnen und zu sichern; im Interesse der Landeseinwohner müßten wir für Ruhe, Ernährung, Verkehr usw., usw. sorgen; deshalb unsere Regelung. Es soll also nicht erkennbar sein, daß sich damit eine endgültige Regelung anbahnt! Alle notwendigen Maßnahmen - Erschießen, Aussiedeln etc. - tun wir trotzdem und können wir trotzdem tun. Wir wollen uns aber nicht irgendwelche Leute vorzeitig und unnötig zu Feinden machen. Wir tun also lediglich so, als ob wir ein Mandat ausüben wollten. Uns muß dabei aber klar sein, daß wir aus diesen Gebieten nie wieder herauskommen."
Hitler wiederholt Seine Absicht, Leningrad "dem Erdboden gleichmachen zu lassen"
. Der Partisanenkrieg im besetzten Hinterland gebe Deutschland die vorteilhafte Möglichkeit, "auszurotten, was sich gegen uns stellt"
. (ADAP, Serie D, Bd. XIII.1, Nr. 114)
Aktenvermerk von SS-Sturmbannführer Höppner, Posen, an das RSHA, z.H. Eichmann. "Betr. Lösung der Judenfrage"
.
"Bei Besprechungen in der Reichsstatthalterei wurde von verschiedenen Stellen die Lösung der Judenfrage im Reichsgau Wartheland angeschnitten. Man schlägt folgende Lösung vor:
- Sämtliche Juden des Warthegaues werden in ein Lager für 300.000 Juden genommen, das in möglichster Nähe der Kohlenmagistrale in Barackenform errichtet wird, und in dem barackenmäßige Einrichtungen für Wirtschaftsbetriebe, Schneidereien, Schustereien usw. enthalten sind.
- In dieses Lager werden sämtliche Juden des Warthegaues verbracht. Arbeitsfähige Juden können nach Bedarf zu Arbeitskommandos zusammengestellt und aus dem Lager herausgezogen werden.
- Ein derartiges Lager läßt sich nach Meinung von SS-Brigadeführer Albert mit bedeutend weniger Polizeikräften bewachen, als dies jetzt der Fall ist. Außerdem ist die Seuchengefahr, die in Litzmannstadt (Lodz) und in anderen Ghettos für die umliegende Bevölkerung immer wieder besteht, auf ein Mindestmaß beschränkt.
- Es besteht in diesem Winter die Gefahr, daß die Juden nicht mehr sämtlich ernährt werden können. Es ist ernsthaft zu erwägen, ob es nicht die humanste Lösung ist, die Juden, soweit sie nicht arbeitseinsatzfähig sind, durch irgendein schnellwirkendes Mittel zu erledigen. Auf jeden Fall wäre dies angenehmer, als sie verhungern zu lassen.
- Im übrigen wurde der Vorschlag gemacht, in diesem Lager sämtliche Jüdinnen, von denen noch Kinder zu erwarten sind, zu sterilisieren, damit mit dieser Generation tatsächlich das Judenproblem restlos gelöst wird.
- Der Reichstatthalter (Greiser) hat sich zu dieser Angelegenheit noch nicht geäußert. Es besteht der Eindruck, daß Regierungspräsident Uebelhoer nicht wünscht, daß das Ghetto in Litzmannstadt (Lodz) verschwindet, da er mit ihm ganz gut zu verdienen scheint. Als Beispiel, wie man an Juden verdienen kann, wurde mir mitgeteilt, daß das Reichsarbeitsministerium aus einem Sonderfonds für jeden in der Arbeit eingesetzten Juden RM 6.- bezahlt, der Jude aber nur 80 Pfg. kostet. (Adler, S. 120)
Deutsche Truppen erobern den größten Teil von Smolensk (Rußland). In der Stadt lebten vor dem Krieg mehr als 13.000 jüdische Menschen, etwa 8% der Bevölkerung. Vor dem deutschen Einmarsch war der größte Teil der Bevölkerung, einschließlich der Mehrheit der Juden, evakuiert worden oder geflüchtet.
Deutsche und rumänische Truppen besetzen Kischinew, Hauptstadt der (überwiegend rumänischsprachigen) Moldawischen SSR. Die Stadt hatte um 1930 rund 41.500 jüdische Einwohner, über 36% der Gesamtbevölkerung. Unter sowjetischer Herrschaft, von Juli 1940 bis Juli 1941, wuchs ihre Zahl, u.a. durch Flüchtlinge aus Polen, auf 60.000.
Nach der Besetzung werden tausende Juden bei Pogromen durch einheimische rumänische Bauern und Soldaten der rumänischen Armee ermordet.
Rosenberg wird von Hitler zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete ernannt. Die Reichskommissariate Ukraine unter Erich Koch und Ostland unter Lohse werden gebildet.
Heydrich ordnet erneut an, alle russischen Kriegsgefangenen, die für den Nationalsozialismus gefährlich seien oder werden könnten, zu erschießen. "Das betrifft alle bedeutenden Partei- und Staatsfunktionäre und besonders sog. Berufsrevolutionäre, alle Volkskommissare der Roten Armee, führende Persönlichkeiten des Staatslebens, alle Angehörigen der russischen Intelligenz, alle Juden und alle Personen, die als Agitatoren oder fanatische Kommunisten bezeichnet werden."
(IMT, PS-078 und PS-502)
Frank teilt in einer Dienstbesprechung mit, er wünsche "keine weitere Ghettobildung mehr, da nach einer ausdrücklichen Erklärung des Führers vom 19. Juni d. J. die Juden in absehbarer Zeit aus dem Generalgouvernement entfernt würden und dieses nur noch gewissermaßen Durchgangslager sein solle."
(Präg, S. 386)
Mehrere hundert sowjetische Kriegsgefangene werden in Auschwitz eingeliefert und innerhalb weniger Tagen erschossen oder erschlagen. (Czech, S. 104)
Der deutsche Kommandant befiehlt die Bildung eines Ghettos in Minsk. Das Gebiet soll nach Abschluß der Zwangsumsiedlung der Juden durch Mauern abgeriegelt werden. Die Juden sollen in Kolonnen zur Zwangsarbeit herangezogen werden. Zur Finanzierung der "Verwaltungsmaßnahmen"
für die Anlage des Ghettos wird der Judenrat zur Eintreibung einer "Zwangsanleihe"
verpflichtet.
Deutsche Truppen besetzen Winnitsa (Ukraine). In der Stadt lebten vor dem Krieg etwa 25.000 jüdische Menschen, ein Viertel der Gesamtbevölkerung. In den ersten Tagen nach dem deutschen Überfall flüchteten 17.500 Juden aus der Stadt, so daß die Deutschen bei ihrem Einmarsch noch 7.500 vorfinden. Einige Tage später werden mehrere hunderte junge Juden zusammengeholt, unter dem Vorwand, sie sollten nach Palästina geschickt werden. Tatsächlich werden sie zum jüdischen Friedhof geführt und dort erschossen. Die Überlebenden werden in ein Ghetto gesperrt.
Deutsche und rumänische Truppen besetzen Mogilew-Podolski (Ukraine). In der Stadt lebten vor dem Krieg ungefähr 11.000 jüdische Menschen. Nach dem Einmarsch werden mehrere tausend Juden vom Einsatzkommando 10 b und von deutschen und rumänischen Soldaten ermordet.
Juden erhalten keine Entschädigung auf Grund der Kriegssachschädenverordnung. Dieser Grundsatz gilt auch für staatenlose Juden und ausländische Juden, nicht aber für in "privilegierter Mischehe"
lebende Juden. (RGBl I, S. 437f)
Bei einer Dienstbesprechung gibt Frank Seine Absicht bekannt, "bei der kommenden Räumung des Generalgouvernements durch die Juden, die angesichts der Gefahren, die sie als Bazillenträger des Fleckfiebers für die Bevölkerung darstellten, notwendig sei, als erste Aufgabe die Auflösung des Warschauer Ghettos in Angriff zu nehmen."
(Präg, S. 389)
"Die Juden seien die Geißel der Menschheit. Sowohl die Litauer als auch die Esten und Letten nähmen nun blutige Rache an ihnen. (...) Wenn die Juden freien Weg hätten wie im Sowjetparadies, so würden sie die wahnsinnigsten Pläne verwirklichen. So sei Rußland zu einem Pestherd für die Menschheit geworden."
"Wenn auch nur ein Staat aus irgendwelchen Gründen eine jüdische Familie bei sich dulde, so würde das ein Bazillenherd für eine neue Zersetzung werden. Gäbe es keine Juden mehr in Europa, so würde die Einigkeit der europäischen Staaten nicht mehr gestört werden. Wohin man die Juden schicke, nach Sibirien oder Madagaskar, sei gleichgültig. Er werde an jeden Staat mit dieser Forderung herantreten. Der letzte Staat, in dem die Juden sich noch halten würden, werde Ungarn sein. Man müsse diesem Staat dann eine allgemeine intereuropäische Aufforderung schicken, damit er sich diesem eisernen Willen Europas fügt." (ADAP, Serie D, Bd. XIII.2, Anhang III)
"Arisierungs"
gesetz zur Enteignung der jüdischen Vermögen und Unternehmen durch den französischen Staat. Am 21.11.41 werden diese Maßnahmen auch in Algerien eingeführt.
In Witebsk werden zahlreiche Flüchtlinge, zumeist Juden, festgenommen und außerhalb der Stadt ermordet.
In Kischinew (Bessarabien) wird auf Anordnung rumänischer und deutscher Stellen ein Ghetto gebildet. Anschließend werden etwa 2.000 Juden, in erster Linie Angehörige der freien Berufe und Intellektuelle, vom Einsatzkommando 11a der Einsatzgruppe D ermordet.
Der "Völkische Beobachter" (VB) erscheint mit der Schlagzeile "Roosevelt fordert Sterilisierung des deutschen Volkes"
und vermeldet in großer Aufmachung "ein ungeheuerliches jüdisches Vernichtungsprogramm"
.
Gegenstand des Artikels ist ein in den USA in kleiner Auflage erschienenes Buch eines weithin unbekannten amerikanischen Autors Theodor Kaufman, in dem die territoriale Aufteilung Deutschlands und das Aussterben des deutschen Volkes durch Massensterilisierungen befürwortet wird.
Die nationalsozialistische Propaganda machte von Kaufman's Buch in großem Umfang Gebrauch. In vielen Zeitungen erscheinen längere Textauszüge. Um das real unbedeutende Werk aufzuwerten, ließ Goebbels behaupten, der Verfasser sei "engster Mitarbeiter"
eines New Yorker Juden, der seinerseits Präsident Roosevelt bei der Abfassung seiner Reden berate. Ende September 1941 erschien in Millionenauflage eine Broschüre zu Kaufman's Buch mit dem Titel "Das Kriegsziel der Weltplutokratie"
, die am 28. September im VB unter der Überschrift "Roosevelt und das Weltjudentum fordern: Deutschland muß sterben"
angekündigt wurde.
In dieser Broschüre heißt es (S.14) unter der Zwischenüberschrift "Wer soll sterben - die Deutschen oder die Juden?"
: "Hier sei ein bescheidener Hinweis gestattet: Es gibt etwa 20 Millionen Juden auf der Welt. Wie wäre es, wenn man statt der 80 Millionen Deutsche diese 20 Millionen Juden nach dem Rezept ihres Rassegenossen Kaufman behandeln würde? Dann wäre der Frieden auf alle Fälle gesichert. Denn der Unruhestifter, der Friedensstörer, auf der ganzen Welt ist der Jude."
In Siauliai (Litauen) beginnt die Bildung eines Ghettos, die Ende August abgeschlossen ist.
In Lwow/Lemberg findet ein mehrtägiges Pogrom statt, das nach einem früheren ukrainischen Nationalistenführer als "Petliura-Tage"
bezeichnet wird. - Die Gewalttaten gegen die jüdische Bevölkerung gingen hauptsächlich von Bauern aus, die aus umliegenden Dörfern zusammengeholt worden waren und von der ukrainischen Polizei unterstützt wurden. Insgesamt wurden mehr als 2.000 Menschen ermordet.
Deutsche Truppen besetzen Mogilew (Weißrußland). In der Stadt lebten vor dem Krieg 16.200 jüdische Menschen, über 16% der Gesamtbevölkerung; von diesem befanden sich beim deutschen Einmarsch noch etwa 10.000 dort.
Mehrere tausend Juden wurden in der ersten Zeit der Besetzung vom Einsatzkommando 8 der Einsatzgruppe B ermordet. Mitte Oktober 1941 war die Errichtung eines Ghettos abgeschlossen.
Nach Sprengstoffanschlägen werden "als Vergeltung"
100 Juden erschossen.
In das KL Auschwitz kommt eine Sonderkommission, die sich alle alle Invaliden, Krüppel und chronisch Kranken unter den Häftlingen vorführen läßt. 537 Häftlinge, zum größten Teil Polen, werden in das "Euthanasie"
-Zentrum Sonnenstein geschafft und dort in der Gaskammer getötet. (Czech, S. 106)
"Als Vergeltung"
nach Sabotageakten werden 122 "Kommunisten und Juden"
erschossen.
In der zurückeroberten Nordbukowina - die 1940 von der Sowjetunion annektiert worden war - führen die rumänischen Behörden die Kennzeichnungspflicht (gelber Stern) für die jüdischen Bewohner ein. Alle antijüdischen Gesetze und Verordnungen Rumäniens treten auch in der Nordbukowina in Kraft.
"Gesamtlösung der Judenfrage"vorzubereiten und zu koordinieren
"In Ergänzung der Ihnen bereits mit Erlaß vom 24. Januar 1939 übertragenen Aufgabe, die Judenfrage in Form der Auswanderung oder Evakuierung einer den Zeitverhältnissen entsprechend möglichst günstigen Lösung zuzuführen, beauftrage ich Sie hiermit, alle erforderlichen Vorbereitungen in organisatorischer, sachlicher und materieller Hinsicht zu treffen für eine Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflußgebiet in Europa. Sofern hierbei die Zuständigkeiten anderer Zentralinstanzen berührt werden, sind diese zu beteiligen.
Ich beauftrage Sie weiter, mir in Bälde einen Gesamtentwurf über die organisatorischen, sachlichen und materiellen Vorausmaßnahmen zur Durchführung der angestrebten Endlösung der Judenfrage vorzulegen." (IMT, PS-710)
In Dwinsk (Lettland) wird in der letzten Juli-Woche ein Ghetto errichtet. Einige Tage danach werden mehrere tausend Juden aus benachbarten Orten in dieses Ghetto gebracht, so daß dort Anfang August 14.000 Menschen zusammengedrängt leben. Ein Judenrat wird eingesetzt, eine jüdische Polizei gebildet, viele Werkstätten eingerichtet. Mit Hilfe der lettischen Hilfspolizei beginnen die Deutschen mit der Ermordung der Juden. Anfang August werden mehrere hundert alte Menschen ermordet; wenig später werden tausende Juden aus der Umgebung in einem Wald nahe von Dwinsk erschossen.
Hitler ordnet an, Moskau und Leningrad "dem Erdboden gleich zu machen"
, "um zu verhindern, daß Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müßten."
Abschluß der "Doppelschlacht von Bialystok und Minsk". 325.000 sowjetische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft.
Deutsche Truppen besetzen Shitomir. Dort lebten vor dem Krieg über 30.000 Juden, fast ein Drittel der Bevölkerung. Die meisten flüchteten beim Herannahen der deutschen Wehrmacht, so daß sich bei deren Einmarsch noch etwa 10.000 jüdische Menschen in der Stadt befanden. 5.000 von ihnen wurden während der Monate Juli und August ermordet, die Überlebenden in ein Ghetto gesperrt.
"Der Führer hat die Absicht, Städte wie Moskau und Petersburg ausradieren zu lassen. Es ist das auch notwendig. Denn wenn wir schon Rußland in Seine einzelnen Bestandteile aufteilen wollen, dann darf dieses Riesenreich kein geistiges, politisches oder wirtschaftliches Zentrum mehr besitzen."
"Unsere Propagandalinie ist klar: Wir müssen weiterhin das Zusammenwirken zwischen Bolschewismus und Plutokratie entlarven und mehr und mehr jetzt auch den jüdischen Charakter dieser Front herausstellen. In einigen Tagen wird, langsam beginnend, nun die antisemitische Kampagne anlaufen, und ich bin davon überzeugt, daß wir auch in dieser Richtung mehr und mehr die Weltöffentlichkeit auf unsere Seite bringen können." (Fröhlich, II.1, S. 33 und 35)