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April 1942

Rund 650 jüdische Menschen aus Nürnberg, 105 aus Bamberg, 129 aus Augsburg und anderen fränkischen und schwäbischen Orten werden in das Vernichtungslager Belzec deportiert.

Beginn der Deportationen aus Österreich in die Vernichtungslager des Generalgouvernements

Arbeitsfähige Männer wurden zumeist schon in Lublin aus den Waggons geholt und in das KL Majdanek gebracht, während die übrigen nach Sobibor oder Belzec weitergeleitet wurden. (Benz, Dimension, S. 70)

02.04.1942

Slowakien/Auschwitz

965 jüdische Frauen aus Slowakien werden nach Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 195)

RK Ostland

Die SS ermordet 500 Menschen aus dem Ghetto von Minsk.

03.04.1942

Aus München werden annähernd 400 jüdische Menschen in das Lager Piaski bei Lublin deportiert.

Slowakien/Auschwitz

997 jüdische Frauen aus Slowakien werden nach Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 195)

03. - 04.04.1942

Generalgouvernement

Aus dem Ghetto von Kolomyja (Ukraine) werden ungefähr 5.000 Menschen in das Vernichtungslager Belzec abtransportiert; weitere 250 werden im Ghetto selbst ermordet. Ende des Monats werden Juden aus kleineren Städten der Umgebung nach Kolomyja gebracht. (EdH, S. 781)

05.04.1942

Generalgouvernement

Ein Transport aus Berlin mit 1.025 Menschen trifft im Warschauer Ghetto ein.

Schreiben des Reichsjustizministers an den Leiter der Parteikanzlei, den Reichsinnenminister, den Chef der Sicherheitspolizei und des SD, den Beauftragten für den Vierjahresplan, das Auswärtige Amt, den Reichsminister für die besetzten Ostgebiete und das Rasse- und Siedlungshauptamt beim Reichsführer SS. (s. 6.3.42 und 12.3.42)

  1. "Die Endlösung der Judenfrage setzt eine klare und für immer maßgebende Begrenzung des Personenkreises voraus, für den die in Aussicht genommenen Maßnahmen getroffen werden sollen. Eine solche Abgrenzung ergibt sich nur, wenn von vornherein davon abgesehen wird, die jüdischen Mischlinge zweiten Grades ("Vierteljuden") in die Regelung einzubeziehen. Die Maßnahmen zur Endlösung der Judenfrage sollten sich daher nur auf die Volljuden und jüdischen Mischlinge ersten Grades erstrecken, gegenüber jüdischen Mischlingen zweiten Grades aber ausnahmslos außer Betracht bleiben.
  2. Wegen der Behandlung der jüdischen Mischlinge ersten Grades schließe ich mich der vom Reichsminister des Innern in seinem Schreiben vom 16. Februar 1942 vertretenen Auffassung an, daß nämlich die Verhinderung der Fortpflanzung dieser Mischlinge ihrer Gleichbehandlung mit den Volljuden und der hiermit verbundenen Abschiebung vorzuziehen ist. Dem würde es entsprechen, daß die Abschiebung bei denjenigen Halbjuden von vornherein ausscheidet, die nicht mehr fortpflanzungsfähig sind. Ein völkisches Interesse an der Lösung der Ehe zwischen einem solchen Halbjuden und einem Deutschblütigen besteht nicht. Den fortpflanzungsfähigen Halbjuden sollte die Wahl gelassen werden, sich der Unfruchtbarmachung zu unterziehen oder in gleicher Weise wie Juden abgeschoben zu werden." - Dem "deutschblütigen" Ehepartner müßte auf jeden Fall die Möglichkeit zur Auflösung der Ehe gegeben werden.   
  3. "Eine Einschränkung halte ich bei denjenigen Halbjuden für erwägenswert, bei denen Nachkommen vorhanden sind, die in das Deutschtum hineinwachsen und in ihm endgültig aufgehen sollen. Wenn diese Nachkommen als vollwertige Glieder in die deutsche Volksgemeinschaft aufgenommen werden sollen, was bei einer wirklichen Endlösung der Judenfrage das Ziel sein muß, so erscheint es geboten, ihnen jede Minderbewertung und jedes Gefühl der Minderwertigkeit fernzuhalten, die sich leicht aus der Kenntnis und dem Bewußtsein davon ergeben können, daß ihre unmittelbaren Vorfahren von den geplanten Abwehrmaßnahmen der Volksgemeinschaft betroffen worden sind. Aus diesem Grunde wird zu überlegen sein, ob nicht Halbjuden, deren noch lebende Nachkommen nicht auch Halbjuden sind, sowohl von der Abschiebung als auch von der Unfurchtbarmachung verschont bleiben sollten.
  4. Gegen eine Scheidungserleichterung bei Ehen zwischen Deutschblütigen und Juden habe ich keine Bedenken. (...) Gegen eine zwangsweise Scheidung (...) bestehen erhebliche Bedenken. (...) Schließlich ist ein Festhalten des deutschblütigen Teils an der Ehe wohl nur bei älteren Ehen, die lange Jahre hindurch bestanden haben, zu erwarten. In diesen Fällen, in denen der jüdische Teil in der Regel nicht abgeschoben, sondern dem Altersghetto zugeführt werden wird, sollte es dem anderen Ehegatten, wenn er durch sein Festhalten an der Ehe seine Zugehörigkeit zum Deutschtum verleugnet, auch nicht verwehrt sein, selbst im Ghetto Aufnahme zu finden." (IMT, PS-4055)

Das RSHA weist die zuständigen örtlichen Stellen an, deportierte Juden in den Melderegistern als "unbekannt verzogen" oder "ausgewandert" einzutragen.

07.04.1942

Hitlers "Tischgespräche"

"Wenn heute irgendwo im Reich eine Meuterei ausbreche, so würde er sie mit Sofortmaßnahmen beantworten. Als erstes würde er:

  • a) noch am Tag der ersten Meldung alle leitenden Männer gegnerischer Strömungen, und zwar auch die des politischen Katholizismus, aus ihren Wohnungen heraus verhaften und exekutieren lassen;
  • b) alle Insassen von Konzentrationslagern würde er innerhalb von drei Tagen erschießen lassen;
  • c) alle kriminellen Elemente, gleichgültig, ob sie zur Zeit in Gefängnissen wären oder sich in Freiheit befänden, würde er aufgrund der vorhandenen Listen ebenfalls binnen drei Tagen zur Exekution sammeln und erschießen lassen;

Die Erschießung dieses einige Hunderttausend Menschen umfassenden 'Gesockses' lasse weitere Maßnahmen als überflüssig erscheinen, da damit die Meuterei aus Mangel an meuternden Elementen und Mitläufern von selbst zusammenbrechen würde." (Picker, S. 258)

09.04.1942

Generalgouvernement

Etwa 160 junge Juden aus Berlin werden aus dem Warschauer Ghetto in das Vernichtungslager Treblinka abtransportiert.

Aus Wien geht ein Deportationszug mit rund 1.000 Menschen in das Lager Izbica bei Lublin ab.

11.04.1942

Serbien

Schreiben des Chefs des Verwaltungsstabes in Serbien, Turner, an SS-Obergruppenführer Karl Wolff.

"Schon vor Monaten habe ich alles an Juden im hiesigen Lande Greifbare erschießen und sämtliche Judenfrauen und Kinder in einem Lager (Sajmiste, Anm. d. Red. ) konzentrieren lassen und sogleich mit Hilfe des SD einen 'Entlausungswagen' angeschafft, der nun in etwa 14 Tagen bis 4 Wochen auch die Räumung des Lagers endgültig durchgeführt haben wird."

Der zur fahrenden Gaskammer umgebaute Wagen war im März 1942 im Lager eingetroffen. Am 9. Juni wurde dem RSHA mitgeteilt, die beiden Kraftfahrer hätten ihren "Sonderauftrag" durchgeführt. Insgesamt wurden in Sajmiste 6. - 7.000 jüdische Menschen ermordet. (Benz, Dimension, S. 319-320)

13.04.1942

Slowakien/Auschwitz

Ein Transport aus Slowakien mit 634 jüdischen Männern und 443 Frauen kommt in Auschwitz an. Die Insassen werden als Häftlinge übernommen. (Czech, S. 197)

14.04.1942

Generalgouvernement

Dienstbesprechung in Krakau.

Frank faßt das Ergebnis zusammen: "Wir müssen zum mindesten so tun, wie wenn das Generalgouvernement eine Art Schutzbereich im großdeutschen Raum ist. Wir können den Kampf nicht etwa dadurch erledigen, daß wir für 16 Millionen Polen Nackenschüsse vollführen und damit das polnische Problem lösen. Solange die Polen leben, müssen sie für uns arbeiten und von uns in diesen Arbeitsprozeß eingeschaltet werden. In zunehmendem Maße spüre ich einen völligen Mangel an Verständnis und an aufrichtigem Wollen bei den Berliner Zentralstellen, sich ein Verständnis über die wirkliche Lage zu verschaffen. (...)

Die Meinung, daß man gleichzeitig weltpolitische Entscheidungen herbeiführen und weltanschauliche Kämpfe ausfechten kann, ist irrig. Wenn ich den Krieg gewinnen will, muß ich ein eiskalter Techniker sein; dann muß die Maschine des Krieges funktionieren. Die Frage, was ich einmal weltanschaulich-völkisch tun werde, muß ich auf die Zeit nach dem Krieg verschieben. Die Umsiedlungsmanöver im Wartheland sind uns als einer der gröbsten Verstöße gegen diesen Grundsatz noch in schreckensvoller Erinnerung." (Präg, S. 488-489)

17.04.1942

Slowakien/Auschwitz

973 slowakische Juden werden in das KL Auschwitz eingeliefert. Am 15. August 1942 sind nur noch 88 von ihnen am Leben. (Czech, S. 199-200)

18.04.1942

Slowakien

Der deutsche Gesandte in Bratislawa, Ludin, teilt dem Auswärtigen Amt mit, daß Regierungschef Tuka über die "Evakuierung" der Juden mit Deutschland einen zwischenstaatlichen Vertrag abschließen möchte, mit dem das Reich sich verpflichten soll, die Juden nicht wieder zurückzubringen und deren Vermögen nicht zu beanspruchen. (ADAP, Serie E, Bd. II, Nr. 93 Fußnote)

19.04.1942

Slowakien/Auschwitz

464 jüdische Männer und 536 Frauen aus Slowakien werden in das KL Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 200)

22.04.1942

Belgien

Erlaß über die Beschlagnahme des Eigentums der aus Deutschland stammenden Juden.

23.04.1942

Slowakien/Auschwitz

543 jüdische Männer und 457 Frauen aus Slowakien werden in das KL Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 201)

24.04.1942

Slowakien/Auschwitz

442 slowakische Juden und 558 Jüdinnen werden in das KL Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 202)

26.04.1942

Aus Württemberg und Baden werden 286 Juden in das Vernichtungslager Belzec deportiert.

Rede Hitlers im Reichstag

"Es handelt sich (...) in diesem Krieg politisch gesehen gar nicht mehr um die Interessen einzelner Völker, sondern es handelt sich um eine Auseinandersetzung zwischen Nationen, die für ihre Angehörigen das Leben auf dieser Welt sicherstellen wollen, und Völkern, die zu willenlosen Werkzeugen eines internationalen Weltparasiten geworden sind. Das tatsächliche Wirken dieser jüdisch-internationalen Kriegshetze aber haben die deutschen und verbündeten Solaten in jenem Lande am besten kennengelernt, da das Judentum Seine ausschließliche Diktatur ausübt und das es als das staatliche Weltidol einer kommenden Menschheit predigen läßt und dem minderwertige Subjekte anderer Völker, genauso wie einst bei uns, in unverständlicher Hörigkeit verfallen sind." (...)

"Mit der steigenden Erkenntnis des Juden als des parasitären Erregers dieser Krankheiten (d.h. sämtlicher gesellschaftlicher Probleme und Krisen) wurde nun in den letzten Jahren fast Staat um Staat in Europa zur Stellungnahme in dieser Schicksalsfrage der Völker gezwungen. Aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus mußten sie jene Maßnahmen treffen, die geeignet waren, die eigenen Völker vor dieser internationalen Vergiftung endgültig in Schutz zu nehmen. (...)

Diesem Prozeß der, wie Mommsen sagt, von den Juden betriebenen Dekomposition von Völkern und Staaten hat nun das junge erwachende Europa den Krieg angesagt. Mit ihm haben sich stolze und ehrbewußte Völker auch in anderen Weltteilen verbunden, und zu ihnen werden Hunderte von Millionen Menschen noch stoßen, Unterjochter, die (...) eines Tages die Ketten zerbrechen werden. (...)

Wir Deutschen haben in diesem Ringen um Sein oder Nichtsein nur alles zu gewinnen. Denn der Verlust dieses Krieges würde ohnehin unser Ende sein. Die innerasiatische Barbarei würde über Europa kommen wie zu Zeiten der Hunnen oder Mongolenstürme." (AdG, S. 5473ff; Domarus, S. 1866ff)

27.04.1942

Transport aus Wien mit rund 1.000 jüdischen Menschen nach Wlodawa/Sobibor.

Rund 2.100 westfälische Juden werden von Dortmund aus nach Zamosc bei Lublin deportiert.

Wetzel, Rassenreferent im Ministerium für die besetzten Ostgebiete, legt Seine "Stellungnahme und Gedanken zum Generalplan Ost des Reichsführers SS" vor.

Zehn Millionen Deutsche, "Volksdeutsche" aus Osteuropa und Menschen aus den "germanischen" Staaten wie den Niederlanden, Dänemark und Norwegen sollen zur Kolonisierung und "Germanisierung" der eroberten Ostgebiete eingesetzt werden. Die Bevölkerung dieser Gebiete wurde von den Verfassern des "Generalplan Ost" zunächst mit 45-50 Millionen Menschen, darunter fünf Millionen Juden, veranschlagt. Mehr als 30 Millionen dieser einheimischen Bevölkerung sollten "nach Osten evakuiert" werden, was sowohl Zwangsumsiedlung und Vertreibung wie auch systematische Ermordung bedeuten konnte. Von den Polen sollten 80-85 Prozent, d.h. nahezu 20 Millionen Menschen, von der Bevölkerung der Westukraine 65 Prozent und von der weißrussischen Bevölkerung 75 Prozent "ausgesiedelt" werden. (Madajczyk, S. 88)

Wetzel legte in seiner Stellungnahme dar, daß die Zahl der Einheimischen und folglich auch die der "Auszusiedelnden" zu niedrig angesetzt sei. Er nahm die Gesamtbevölkerung mit 65 statt mit 45 Mio. an.

Tagebuchaufzeichnung von Goebbels über ein Gespräch mit Hitler am Vortag

"Ich spreche mit dem Führer noch einmal ausführlich die Judenfrage durch. Sein Standpunkt diesem Problem gegenüber ist unerbittlich. Er will die Juden absolut aus Europa herausdrängen. Das ist auch richtig so. Die Juden haben unserem Erdteil soviel Leid zugefügt, daß die härteste Strafe, die man über sie verhängen kann, immer noch zu milde ist. Himmler betreibt augenblicklich die große Umsiedlung der Juden aus den deutschen Städten nach den östlichen Ghettos. Ich habe veranlaßt, daß hier in großem Umfange Filmaufnahmen gemacht werden. Das Material werden wir für die spätere Erziehung unseres Volkes dringend brauchen." (Fröhlich, II.4, S. 184)

29.04.1942

Niederlande

Die Einführung der Kennzeichnungspflicht durch den "Judenstern" wird angeordnet; sie tritt am 3. Mai in Kraft.

Slowakien/Auschwitz

423 slowakische Juden und 300 jüdische Frauen werden nach Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 204)

Runderlaß des Reichsfinanzministers

Ruhegehaltsansprüche der abgeschobenen Juden sind erloschen. Ansprüche abgeschobener Juden aus einem privatrechtlichen Dienstverhältnis sollen, als dem Reich verfallen, von diesem gegenüber den Schuldnern geltend gemacht werden. (Walk, S. 371)

30.04.1942

RK Ukraine

Allen Juden von Pinsk (Weißrußland) wird befohlen,  innerhalb eines Tages in das Ghetto umzuziehen. In das in einem Armenviertel gelegene kleine Gebiet werden 20.000 Menschen gesperrt.

RK Ostland

1.200 Menschen aus dem Ghetto von Djatlowo (Weißrußland) werden von den Deutschen ermordet.

Bericht des Chefs des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes, Pohl, an Himmler.

  • "1.) Bei Kriegsausbruch waren folgende Konzentrationslager vorhanden:
    a) Dachau mit 4.000, heute mit 8.000 Häftlinge. b) Sachsenhausen     mit 6.500, heute mit 10.000 Häftlingen. c) Buchenwald mit 5.300, heute mit 9.000 Häftlingen. d) Mauthausen     mit 1.500, heute mit 5.500 Häftlingen. e) Flossenbürg mit 1.600, heute mit 4.700 Häftlingen. f) Ravensbrück    mit 2.500, heute mit 7.500 Häftlingen."
        
  • 2.) In den Jahren 1940-1942 wurden neun weitere Lager errichtet, und zwar: a) Auschwitz; b) Neuengamme; c) Gusen; d) Natzweiler; e) Gross-Rosen; f) Lublin (Majdanek); g) Niederhagen; h) Stutthof; i) Arbeitsdorf. (...)
  • "4.) In den letzten Wochen sind vom Reichssicherheitshauptamt und vom Kommando der Waffen-SS für von diesen Dienststellen geplante Lager in Riga, Kiew und Bobruisk SS-Führer angefordert worden.
    Ich halte es für richtig, wenn solche Pläne an das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt herangetragen werden, damit sie einheitlich von einer Stelle für SS und Polizei geplant und durchgeführt werden. Sonst kann leicht ein Nebeneinander und daraus ein Durcheinander entstehen.
  • II. 1.) Der Krieg hat eine sichtbare Strukturänderung der Konzentrationslager gebracht und ihre Aufgaben hinsichtlich des Häftlingseinsatzes grundlegend geändert. Die Verwahrung von Häftlingen nur aus Sicherheits-, erzieherischen oder vorbeugenden Gründen allein steht nicht mehr im Vordergrund. Das Schwergewicht hat sich nach der wirtschaftlichen Seite hin verlagert. Die Mobilisierung aller Häftlingsarbeitskräfte zunächst für Kriegsaufgaben (Rüstungssteigerung) und später für Friedensbauaufgaben schiebt sich immer mehr in den Vordergrund.

Aus dieser Erkenntnis ergeben sich notwendige Maßnahmen, welche eine allmähliche Überführung der Konzentrationslager aus ihrer früheren einseitigen politischen Form in eine den wirtschaftlichen Aufgaben entsprechende Organisation erfordern.
Ich habe deshalb alle Führer der früheren Inspektion der Konzentrationslager, alle Lagerkommandanten und alle Werkleiter am 23. und 24.4.1942 versammelt und ihnen persönlich die neue Entwicklung dargelegt."

Aus der Anlage zum Bericht: "Der Lagerkommandant allein ist verantwortlich für den Einsatz der Arbeitskräfte. Dieser Einsatz muß im wahren Sinn des Wortes erschöpfend sein, um ein Höchstmaß an Leistung zu erreichen. Die Zuteilung von Arbeiten erfolgt nur zentral durch den Chef der Amtsgruppe D. Die Lagerkommandanten selbst dürfen eigenmächtig keine Arbeiten von dritter Seite annehmen, noch Verhandlungen hierüber führen."

"Die Arbeitszeit ist an keine festen Grenzen gebunden"; sie wird allein vom Lagerleiter festgesetzt. "Alle Umstände, welche die Arbeitszeit verkürzen können (Mahlzeiten, Appelle u.a.) sind daher auf ein nicht mehr zu verdichtendes Mindestmaß zu beschränken. Zeitraubende Anmärsche und Mittagspausen nur zu Essenszwecken sind verboten."

"Die Bewachung ist aus der hergebrachten starren Form zu lösen und mit Rücksicht auf spätere Friedensaufgaben allmählich beweglich zu gestalten. Reitende Posten, Einsatz von Wachhunden, fahrbare Wachtürme und bewegliche Hindernisse sind zu entwickeln." (IMT, R-129)

Ende April oder Anfang Mai 1942

Generalgouvernement

Beginn der Massenmorde in den Gaskammern des Vernichtungslager Sobibor, östlich von Lublin.

Bis Ende Juli 1942 wurden dort 90.-100.000 jüdische Menschen ermordet, überwiegend aus dem Distrikt Lublin, aber auch etwa 10.000 aus dem Deutschen Reich. Wegen Reparaturen an der Eisenbahnlinie fanden im August und September 1942 keine Transporte nach Sobibor statt. (EdH, S. 1332-1333)


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