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Ende Oktober-Anfang November 1942

Der polnische Untergrundkämpfer und Kurier Kozielewski mit dem Decknamen Jan Karski bringt der polnischen Exilregierung in London Berichte über die Deportationen aus Warschau und die Vernichtungslager; er trifft auch mit Churchill, anderen britischen Regierungsmitgliedern und internationalen Journalisten zusammen.

November 1942

Generalgouvernement

Aus Llow/Lemberg (Ukraine) werden zwischen 5.000 und 7.000 "arbeitsunfähige" Juden teils in das im Stadtbereich gelegene Lager Janowska, teils nach Belzec deportiert. (EdH, S. 852)

In Drogobytsch (Ukraine/Galizien) findet eine weitere deutsche Mordaktion gegen die jüdische Bevölkerung statt, die sich diesmal über einen ganzen Monat erstreckt. Zehn Tage nach ihrem Beginn werden 1.000 Menschen in das Vernichtungslager Belzec abtransportiert, einige Tage später noch einmal  mehrere hundert. Hunderte werden im Ghetto ermordet.

Ende 1942 und Anfang 1943 werden die in der Ölindustrie Beschäftigten in besondere Arbeitslager gebracht. (EdH, S. 371)

01.11.1942

Niederlande/Auschwitz

Ein Deportationszug aus den Niederlanden mit 659 jüdischen Frauen, Männern und Kindern kommt in Auschwitz an; alle werden unmittelbar in die Gaskammern geschickt.

Aus Berlin werden 1.014 jüdische Menschen, überwiegend Frauen und Alte, nach Auschwitz eingeliefert. Nur 37 Frauen werden als Häftlinge registriert, alle anderen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 330-331)

Generalgouvernement

Die amtliche Zeitung für das Generalgouvernement berichtet, daß die jüdische Bevölkerung des GG auf 55 Gemeinden "konzentriert" worden sei, während es dort vor dem Krieg ca. 1.000 jüdische Siedlungen gegeben habe. (IMT, Bd. 3-4, S. 593 f.)

2.500 jüdische Menschen aus Brody (Ukraine) werden in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Juden aus kleineren Gemeinden der Umgebung werden in Brody einquartiert.

Im Dezember 1942 geben die Deutschen die Bildung eines Ghettos in Brody bekannt, in das etwa 6.000 Menschen gesperrt werden. (EdH, S. 244)

Bulgarien

Der deutsche Gesandte in Sofia, Beckerle, übermittelt eine Note des bulgarischen Außenministeriums.

Bulgarien stimme grundsätzlich der Deportation der Juden zu, doch würden diese zur Zeit für öffentliche Arbeiten noch dringend benötigt. Das deutsche Angebot zur Entsendung eines "Judenberaters" wird jedoch dankend angenommen. Es wird gefordert, die Deportationen aus Bulgarien mit denen aus Rumänien zu koppeln. Das von Deutschland geforderte Kopfgeld von 250 RM für jeden deportierten Juden sei zu hoch; das Vermögen der Juden werde zur Unterstützung der bulgarischen Wirtschaft benötigt.

Als Judenberater wird Theodor Dannecker nach Sofia geschickt. Von Dezember 1942 bis Februar 1943 arbeitet er zusammen mit dem Leiter des  bulgarischen Judenkommissariats, Belev, Deportationspläne aus. (Benz, Dimension, S. 286-287)

03.11.1942

Belgien/Auschwitz

Mit zwei Transporten werden 1.696 Juden aus dem Lager Malines nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 702 Männer und 75 Frauen als Häftlinge registriert; die anderen 919 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 332)

Mitarbeiterbesprechung im Propagandaministerium.

Goebbels führt aus, auf welche Informationen sich britische Luftangriffe seiner Ansicht nach stützen könnten. "Insbesondere glaubt der Minister, daß die noch im Reich befindlichen Juden eine wichtige Grundlage des englischen Nachrichtendienstes sind. Er will, daß die noch in Berlin befindlichen 40.000 Juden so schnell wie möglich aus der Reichshauptstadt abgeschoben werden, und zwar soll die Evakuierung auf einen möglichst geringen Zeitraum verteilt werden. Man hofft, bis zum März alle Juden aus Berlin entfernt zu haben." (Boelcke II, S. 297)

04.11.1942

Niederlande/Auschwitz

Ein Deportationszug aus Westerbork mit  954 Menschen kommt in Auschwitz an. Lediglich 50 Frauen werden in das Lager eingewiesen, während die anderen 904 Menschen direkt in die Gaskammern geschickt werden. (Czech, S. 332-333)

Generalgouvernement

1.000 jüdische Menschen aus Kolomyja (Ukraine) werden von den Deutschen zusammengetrieben und außerhalb der Stadt erschossen. (EdH, S. 782)

05.11.1942

Fernschreiben des RSHSA an alle Staatspolizei(leit)stellen

Himmler hat befohlen, "daß sämtliche im Reich gelegenen Konzentrationslager judenfrei zu machen und daß sämtliche Juden in das KL Auschwitz und in das Kriegsgefangenenarbeitslager Lublin zu überstellen sind. (...)

Einweisungen von jüdischen Häftlingen in KL - außer KL Auschwitz und Kriegsgefangenenarbeitslager Lublin - kommen daher ab sofort nicht mehr in Frage."

Mitteilung des RSHA an SS, SD und Polizeistellen

Himmler habe mit Justizminister Thierack vereinbart, daß die Justiz auf die Durchführung ordentlicher Strafverfahren gegen Polen und Angehörige der Ostvölker verzichtet. Sie sollen künftig der Polizei übergeben werden. Die Vereinbarung ist vom Führer gebilligt worden.

Zur Zeit werde an einer genauen Vereinbarung gearbeitet, die nach Möglichkeit zum 1.1.1943 in Kraft treten soll. "Dieser Vereinbarung liegen folgende Erwägungen zugrunde:

Polen und Angehörige der Ostvölker sind fremdvölkische und rassisch minderwertige Menschen, die im deutschen Reichsgebiet leben. Hieraus ergeben sich für die deutsche Volksordnung erhebliche Gefahrenmomente, die zwangsläufig dazu führen, die Fremdvölkischen einem anderen Strafrecht zu unterstellen als deutsche Menschen.

Dieser Notwendigkeit ist bisher noch nicht in vollem Umfange Rechnung getragen worden." (IMT, L-316)

05. und 07.11.1942

Frankreich

Bei Razzien im Departement Seine und in der Provinz werden 1.060 aus Griechenland stammende Juden sowie 1.745 andere jüdische Menschen festgenommen. (Benz, Dimension, S. 123)

06.11.1942

Frankreich/Auschwitz

Ein Deportationszug aus Frankreich mit 1.000 Menschen trifft in Auschwitz ein. 269 Männer und 92 Frauen werden als Häftlinge übernommen, 639 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 333)

07.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Aus dem Ghetto Zichenau (Nordpolen) werden 2.000 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 229 Frauen und 465 Männer als Häftlinge registriert; die anderen  1.306 Menschen werden in den Gaskammern ermordet.

Niederlande

Aus Westerbork werden 465 Juden nach Auschwitz eingeliefert; alle werden gleich nach der Ankunft in die Gaskammern getrieben. (Czech, S. 334)

08.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Aus den Ghettos der Bezirks Zichenau werden etwa 1.000 Menschen nach Auschwitz eingeliefert und gleich nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.

Frankreich

Aus dem Lager Drancy trifft ein Deportationszug mit etwa 1.000 Juden in Auschwitz ein. Nach der "Selektion" werden 145 Männer und 82 Frauen in das Lager übernommen; 773 Menschen werden in den Gaskammern getötet.

Bezirk Bialystok

Aus den Ghettos des Bezirks werden etwa 1.000 Menschen nach Auschwitz eingeliefert und sogleich in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 335-336)

09.11.1942

Bezirk Bialystok/Auschwitz

Aus den Ghettos des Bezirks werden etwa 1.000 Juden nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 104 Frauen und 190 Männer als Häftlinge registriert; die anderen 706 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 336)

Generalgouvernement

Die Deutschen "liquidieren" das Ghetto von Chelm. Die meisten der wenigen noch lebenden Juden werden ins Vernichtungslager Sobibor abtransportiert.

11.11.1942

Frankreich/Auschwitz

Aus dem französischen Lager Drancy kommt ein Transport mit 1.000 Juden, darunter 750 - 800 griechischer Herkunft, in  Auschwitz an. Etwa 150 arbeitsfähige Männer wurden schon während der Fahrt ausgesondert. In Auschwitz werden nur 100 Frauen als Häftlinge registriert, während die anderen etwa 750 Menschen in die Gaskammern geschickt werden. (Czech, S. 337)

Belgien

Der Vertreter des Auswärtigen Amts in Belgien und Nordfrankreich, von Bargen, an das AA.

"Auf Grund der in der Judenverordnung des Militärbefehlshabers vom 28.10.40 enthaltenen Verpflichtung haben sich rund 42.000 Männer und Frauen (über 16 Jahre) gemeldet. Hiervon waren 38.000 nichtbelgische Staatsangehörige. Insgesamt dürften 52. - 55.000 Juden einschließlich der nichtmeldepflichtigen Kinder in Belgien gelebt haben. Hiervon sind 15.000 Männer, Frauen und Kinder nach dem Osten abgeschoben worden.  Weitere Transporte werden demnächst Belgien verlassen."
Deportiert wurden in erster Linie ausländische Juden, sowie einige belgische Staatsangehörige, weil sie den "Judenstern" nicht getragen hatten.

"Zunächst wurde ein 'Arbeitseinsatzbefehl' über die 'Judenvereinigung' den von der Abschiebung Betroffenen zugestellt. Da jedoch im Laufe der Zeit durch Gerüchte über Abschlachten der Juden usw. dem Arbeitseinsatzbefehl nicht mehr Folge geleistet wurde, wurden die Juden durch Razzien und Einzelaktionen erfaßt."

In letzter Zeit sei es zur illegalen Abwanderung nach Frankreich, vor allem ins unbesetzte Gebiet, und in die Schweiz gekommen. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 164)

12.11.1942

Niederlande/Auschwitz

Ein Deportationszug aus Westerbork mit  758 Menschen kommt in Auschwitz an. Lediglich 48 Frauen und drei Männer werden ins Lager übernommen, 707 Menschen werden in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 337)

13.11.1942

Frankreich/Auschwitz

Aus dem Lager Drancy werden 745 jüdische Menschen  nach Auschwitz eingeliefert, darunter der Rest der am 5. und 7. November in Frankreich festgenommenen griechischen Juden; 599 Menschen aus diesem Zug werden direkt in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 338)

14.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Aus den Ghettos des Regierungsbezirks Zichenau werden etwa 2.500 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 633 Männer und 135 Frauen als Häftlinge registriert; die anderen 1.732 Menschen werden in den Gaskammern getötet.

Bezirk Bialystok

Aus den Ghettos des Gebiets werden etwa 1.500 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. 379 Frauen und 282 Männer werden  in das Lager übernommen; die anderen etwa 840 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 338)

16.11.1942

Niederlande

Bericht des Vertreters des Auswärtigen Amtes in den Niederlanden, Bene, an das AA.

Bis zum 15. Oktober sind etwa 45.000 Juden abtransportiert worden. "Laut Anweisung des Reichskommissars sollen alle Juden bis zum 1. Mai 1943 abtransportiert sein. Das bedeutet, daß die wöchentliche Abtransportzahl von 2.000 auf 3.500 erhöht werden mußte. (...) Im ganzen sind jetzt noch ca. 61.000 Volljuden abzutransportieren, von denen etwa 43.000 bisher von dem Transport freigestellt waren, so daß noch ca. 18.000 zur Zeit zum Abtransport zur Verfügung stehen.  

Die 43.000 freigestellten Juden setzen sich zusammen aus Rüstungsjuden (Pelz-, Diamant-, Glas- und Radioarbeiter), Glaubensjuden und sogenannten 'Projektionsjuden'. In einer jetzt stattgehabten Unterredung mit dem Wehrmachtsbefehlshaber ist aber erreicht worden, daß von den Rüstungsjuden ein großer Teil sofort zum Abtransport freigegeben worden ist, während der Rest nach und nach im Laufe der nächsten Monate freigegeben wird. Diese Rüstungsjuden werden zum großen Teil durch weibliche niederländische Arbeitskräfte ersetzt werden."

Bis zum Stichtag, 1. Januar 1941, seien 1.500 protestantische Juden gemeldet gewesen. Weitere 3.500 seien seither von der Kirche als getauft gemeldet worden. Diese würden aber nicht anerkannt, sondern "werden wie alle anderen im Laufe der Zeit abrollen".

Die niederländische Bevölkerung habe sich an den Abtransport der Juden gewöhnt. Schwierigkeiten seien nicht gemacht worden. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 188)

Bulgarien

Bericht des deutschen Gesandten in Sofia, Beckerle, an das Auswärtige Amt.

"Der Ministerpräsident sprach mich heute wegen der Judenfrage an, wobei er grundsätzlich die Möglichkeit begrüßte, die Juden nach dem Osten abtransportieren zu können, aber wieder darauf hinwies, daß ein Teil der männlichen Juden als Arbeitskräfte zum Straßenbau z.Z. noch nicht entbehrt werden könne. Er begrüßt es dankbar, wenn vor dem Abtransport ein deutscher Berater hierher kommt, der bei der Durchführung der entsprechenden Maßnahmen hilft." (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 189)

Palästina

Durch ein Austausch-Abkommen mit Deutschland kommen 78 freigelassene Juden aus dem besetzten Europa in Haifa an. Sie bringen viele Zeugenberichte über Pogrome, Deportationen und über die Gas-Morde in Chelmno, Treblinka und Auschwitz mit.

18.11.1942

Bezirk Bialystok/Auschwitz

Ein Deportationszug mit etwa 1.000 Menschen aus dem Ghetto von Grodno kommt in Auschwitz an. Nach der "Selektion" werden 65 Frauen und 165 Männer als Häftlinge registriert; die anderen mit diesem Zug Angekommenen werden direkt in die Gaskammern geschickt.

Norwegen

In Auschwitz trifft ein Transport mit Juden ein, aus dem nur 22 Frauen und acht Männer in das Lager eingewiesen werden. Wahrscheinlich handelt es sich um die 209 Juden aus Norwegen, die im Oktober mit dem Schiff nach Stettin gebracht und von dort mit dem Zug nach Auschwitz weitertransportiert wurden. (Czech, S. 340)

Generalgouvernement

Aus Przemysl (Galizien) werden 4.000 Juden in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Das Ghetto wird danach in zwei Sektionen (Arbeitsfähige und andere) geteilt. (EdH, S. 1174)

Anordnung des Reichssportführers

§ 2: Das Reichssportabzeichen kann nur von deutschen Staatsangehörigen erworben werden, die deutsche Volkszugehörige und unzweifelhaft deutschblütig bzw. artgleichen Blutes sind. (Walk, S. 392)

19.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Aus den Ghettos des Regierungsbezirks Zichenau werden 1.500 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. 361 Frauen und 532 Männer werden als Häftlinge registriert; mehr als 600 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 340-341)

20.11.1942

Aus München geht ein Deportationszug mit 980 Menschen nach Riga (Lettland) ab.

21.11.1942

Niederlande/Auschwitz

Ankunft eines Transports aus dem niederländischen Lager Westerbork mit 726 jüdischen Menschen in Auschwitz. Nach der "Selektion" werden 47 Männer und 35 Frauen als Häftlinge registriert, die anderen 644 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 342)

22.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Aus den Ghettos des Regierungsbezirks Zichenau werden etwa 1.500 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 300 Männer und 132 Frauen als Häftlinge registriert; etwa 1.070 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 342)

Bezirk Bialystok/Auschwitz

Etwa 2.000 jüdische Menschen aus Grodno (Weißrußland) werden nach Auschwitz abtransportiert.

Weitere 2.000 Menschen wurden Ende November 1942 aus Grodno in das "Durchgangslager" Kielbasin, eine Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtungslager, gebracht. (EdH, S. 566)

23.11.1942

Ansprache Himmlers in Bad Tölz vor SS-Junkern

"Völlig gewandelt hat sich auch die Judenfrage in Europa. Der Führer sagte einmal in einer Reichstagsrede: Wenn das Judentum einen internationalen Krieg etwa zur Ausrottung der arischen Völker anzetteln sollte, so werden nicht die arischen Völker ausgerottet, sondern das Judentum. Der Jude ist aus Deutschland ausgesiedelt, er lebt heute im Osten und arbeitet an unseren Straßen, Bahnen usw. Dieser Prozeß ist konsequent, aber ohne Grausamkeit durchgeführt worden. Wir quälen niemanden, aber wir wissen, daß wir um unsere Existenz und die Erhaltung unseres nordischen Blutes kämpfen." (Geheimreden, S. 200)

25.11.1942

Bezirk Bialystok/Auschwitz

Aus dem Ghetto von Grodno kommt ein Transport mit 2.000 Menschen in Auschwitz an. 128 Frauen und 305 Männer werden in das Lager eingewiesen, etwa 1.570 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 343)

26.11.1942

Niederlande/Auschwitz

Aus dem Lager Westerbork werden 709 Juden nach Auschwitz eingeliefert. Lediglich 42 Frauen werden als Häftlinge übernommen, die anderen 667 Menschen werden direkt in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 344)

26.11.1942

Mitteilung des Beauftragten für den Vierjahresplan und des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz an die Präsidenten der Landesarbeitsämter.
Betr. "Austausch der im kriegswichtigen Arbeitseinsatz stehenden Juden mit polnischen Arbeitskräften."

"Im Einvernehmen mit dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD sollen nunmehr auch die noch in Arbeit eingesetzten Juden aus dem Reichsgebiet evakuiert und durch Polen, die aus dem Generalgouvernement ausgesiedelt werden, ersetzt werden.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD teilt (...) mit, daß voraussichtlich im Laufe des Monats November mit der Aussiedlung von Polen im Distrikt Lublin begonnen werde, um dort Raum für die Ansetzung von Volksdeutschen zu schaffen.    Die im Rahmen dieser Maßnahmen auszusiedelnden Polen werden, soweit es sich bei ihnen um kriminelle und asoziale Elemente handelt, in KZ-Lagern untergebracht und zur Arbeit eingesetzt. Die übrigen Polen werden, soweit sie arbeitsfähig sind, ohne Angehörige in das Reich, insbesondere nach Berlin, abtransportiert, wo sie den Arbeitseinsatzdienststellen zum Einsatz in den Rüstungsbetrieben anstelle der abzulösenden Juden zur Verfügung gestellt werden.

Die durch den Einsatz der polnischen Arbeitskräfte freiwerdenden Juden werden Zug um Zug ausgesiedelt werden. Dabei wird zunächst auf die mit Handlangerarbeiten beschäftigten Juden zurückgegriffen werden, da ihr Austausch am leichtesten ist. Die übrigen sogenannten 'qualifizierten' jüdischen Arbeitskräfte werden den Betrieben solange belassen, bis der polnische Ersatz durch eine von Fall zu Fall zu bestimmende Anlernzeit mit den Arbeitsvorgängen hinreichend vertraut gemacht worden ist. Hierdurch wird sichergestellt werden, daß Produktionsausfälle in den einzelnen Betrieben auf das äußerste Maß beschränkt bleiben." (IMT Dok. 061-L; Walk, S. 392; Adler, S. 226)

Rumänien

Der deutsche Gesandte in Bukarest, von Killinger, schickt an das Auswärtige Amt einen Bericht des deutschen Beraters für Judenfragen, Richter. Dieser hatte am 22. Oktober ein Gespräch mit dem stellvertretenden  Ministerpräsidenten Mihai Antonescu, in dem deutlich wurde, daß die rumänische Seite nach Vorwänden und Ausflüchten sucht, um die von Deutschland dringend begehrte Deportation der Juden aus Rumänien zu verzögern oder zu vermeiden. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 230)   

27.11.1942

Eine genaue statistische Erfassung der Juden in Berlin wird angeordnet. Die Juden sind verpflichtet, unaufgefordert die sie betreffenden persönlichen Angaben zu machen. Zuwiderhandlungen werden durch staatspolizeiliche Maßnahmen geahndet. (Walk, S. 392)

Belgien

Der Vertreter des Auswärtigen Amtes in Belgien, von Bargen, an das AA:

"Die Evakuierung der Juden aus Belgien hat für dieses Jahr ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Es sind insgesamt in 14 Transporten 16.882 jüdische Personen entfernt worden. In den kommenden 3-4 Monaten werden keine Transporte durchgeführt, jedoch werden solche für das nächste Jahr vorbereitet und weitere Juden den Sammellagern zugeführt.

Als Auswirkung der Judenabschiebung konnte eine merkliche Eindämmung des Schwarzhandels festgestellt werden. Auf der anderen Seite haben die Evakuierungsmaßnahmen zur Folge gehabt, daß die Verordnungen des Militärbefehlshabers über die Sperrstunde für Juden und das Tragen des Judensterns so gut wie nicht mehr beachtet werden. Ein großer Teil der Juden - etwa ein Drittel - hat sich zudem in den Besitz von falschen Kennkarten zu setzen gewußt.

Die finanzielle Lage der Juden hat sich im Zuge der angeordneten Maßnahmen vielfach so verschlechtert, daß sie zum Verkauf ihrer letzten realisierbaren Werte schreiten mußten. Die hiesige Sicherheitspolizei befürchtet infolgedessen für die nächsten Monate ein Ansteigen der jüdischen Kriminalität. Es konnten bereits Ansätze zu einer Beteiligung der Juden am aktiven Widerstand gegen die Besatzungsmacht festgestellt werden." (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 234)

28.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Aus den Ghettos im Regierungsbezirk Zichenau (Nordpolen) werden etwa 1.000 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 169 Frauen und 325 Männer als Häftlinge registriert; mehr als 500 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 345)

30.11.1942

Südostpreußen/Auschwitz

Ankunft eines weiteren Transports mit etwa 1.000 Menschen aus den Ghettos im Regierungsbezirk Zichenau in Auschwitz. 130 Männer und 37 Frauen werden in das Lager übernommen;  die anderen Menschen aus diesem Deportationszug werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 346)

Auschwitz

Das Sonderkommando, das den Auftrag hatte, die Spuren der Verbrechen zu verwischen,  - die Massengräber in Birkenau zu räumen und die Leichen der Ermordeten zu verbrennen -, schließt Seine Arbeit ab. Wie Lagerkommandant Höß berichtet, waren dort mehr als 100.000 Leichen begraben. Es handelte sich um die in den Gaskammern getöteten Juden, die seit Beginn der Deportationen aus Oberschlesien nach Auschwitz gebracht worden waren, und um andere Juden aus den vor dem 21. September 1942 eingetroffenen Transporten, also bevor mit der Verbrennung der Getöteten begonnen worden war. (Czech, S. 346-347)

Ungarn

Brief Himmlers an Außenminister Ribbentrop.

Das Oberkommando der Wehrmacht hat dem Auswärtigen Amt am 21. Juli 1942 mitgeteilt, daß die ungarische Regierung den Wunsch nach "Absiedlung" der illegal nach Ungarn geflüchteten Juden in das Gebiet östlich des Dnjester vorgetragen und dafür um Unterstützung gebeten habe.

Seitens maßgeblicher ungarischer Politiker sei in letzter Zeit wiederholt die "Lösung der Judenfrage in Ungarn" angekündigt worden. Es gebe die Absicht, "dem Problem in Etappen zu Leibe zu gehen" und "zunächst einmal, gewissermaßen als erste Rate, die Evakuierung von 100.000 Juden aus den ungarischen Ostgebieten durchzuführen."

"Ich (Himmler) habe seinerzeit entschieden, daß die von Ungarn beantragte Abschiebung der nach Ungarn geflüchteten Juden nichtungarischer Staatsangehörigkeit so lange hinausgezögert werden soll, bis sich Ungarn bereit erklärt, auch Juden ungarischer Staatsangehörigkeit in die beabsichtigten Maßnahmen einzubeziehen."

Es erscheine ihm daher zweckmäßig, schon jetzt Wisliceny, "der die technische Durchführung zur Freimachung der Slowakei von Juden im besten Einvernehmen mit Deinen Herren in Preßburg bearbeitet", nach Budapest zu schicken, damit er "dort in Form eines wissenschaftlichen Sachbearbeiters oder Referenten für Judenfragen bei der deutschen Gesandtschaft tätig sein könnte."

In Ungarn gebe es nach offizieller Statistik 742.827 Juden, in Wirklichkeit aber wohl rund eine Million. "Es wäre daher tatsächlich außerordentlich erfreulich, wenn es uns gelänge, die Frage dieses brennenden Problems auch in Ungarn aus der Welt zu schaffen, zumal meines Erachtens hierdurch zweifellos auch die rumänische Regierung zur Aufgabe ihrer zaudernden Haltung, die sie im Hinblick auf den endlichen Beginn der Judenevakuierung an den Tag legt, gezwungen wird. Die Frage in Bulgarien dürfte damit ebenfalls automatisch geklärt sein, da, wie mir bekannt ist, die bulgarische Regierung ihrerseits ihre Judenmaßnahmen gern mit denen der rumänischen Regierung gekopelt wissen möchte." (ADAP, Serie E, Bd. III, Nr. 240)

WELTKRIEGSEREIGNISSE

04.11.1942

Britische Truppen durchbrechen die deutsch-italienischen Stellungen bei El Alamein; Rommel ordnet entgegen einem Befehl Hitlers den Rückzug an.

07. - 08.11.1942

Landung amerikanischer und britischer Truppen in Marokko und Algerien mit 110.000 Mann ("Operation Torch"). Algier wird am 8., Oran am 10. und Casablanca am 11. November von den Alliierten eingenommen. Am 9. November beginnen deutsche Luftlandungen in Tunesien zum Aufbau einer neuen Front. Deutschland und Italien besetzten auch den bisher unbesetzten Teil Frankreichs.

12.11.1942

Britische Truppen erobern Tobruk zurück.

19.11.1942

Beginn der sowjetischen Gegenoffensive am Don und bei Stalingrad. Am 22. November wird die sowjetische Zangenbewegung geschlossen; rund 300.000 Mann der deutschen 6. Armee sind eingekesselt.


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