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01.05.1944

Frankreich/Auschwitz

Ankunft eines Zuges mit 1.004 jüdischen Menschen aus dem Lager Drancy in Auschwitz. Nur 91 Frauen und 48 Männer werden als Häftlinge übernommen; die anderen 865 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 763)

02.05.1944

Ungarn/Auschwitz

Aus zwei ungarischen Transporten, von denen der erste, aus dem Lager Kistarcsa, am 29. April in Budapest abgeschickt wurde und ungefähr 1.800 Juden - "arbeitsfähige" Männer und Frauen im Alter zwischen 16 und 50 Jahren - umfaßt hat, und der zweite am 30. April in Topoly abging und 2.000 "arbeitsfähige" Menschen zählte, werden nach der "Selektion" in Auschwitz 616 Frauen und 486 Männer als Häftlinge übernommen. Die anderen 2.698 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 764)

03.05.1944

Ungarn

Die "Konzentration" der Juden Nordsiebenbürgens beginnt.

Generalgouvernement

BBC meldet, die Deutschen hätten in Krakau vom Oktober 1943 bis Februar 1944 über 1.000 Polen hingerichtet, weil sie Juden aufgenommen hatten. (Czech, S. 766)

Ungarn

Die ungarische Regierung hat beschlossen, ein Internierungslager für die Juden ausländischer Staatsangehörigkeit einzurichten; sie sollen besser als die ungarischen Juden behandelt werden. (Braham, Destruction II, Nr. 261)

04.05.1944

Ungarn

Telegramm Veesenmayers an das Auswärtige Amt.

"Ghettoisierungsarbeiten im Karpatenraum/Zone I in diesen Tagen abgeschlossen. In 10 Lagern und Ghettos sind rund 200.000 Juden erfaßt. In Siebenbürgen/Zone II ist heute mit der Konzentrierung der in diesem Gebiet lebenden rund 110.000 Juden begonnen worden.
Mit Abtransport der 310.000 Juden aus Zone I und II nach Deutschland soll Mitte Mai begonnen werden, und zwar sind täglich vier Transporte mit je 3.000 Juden vorgesehen." (Braham, Destruction I, Nr. 153)

Goebbels Tagebuch.

"Auch die Judenfrage wird jetzt in Ungarn energischer angefaßt. Ich dringe darauf, daß Maßnahmen gegen die Juden, die in Ungarn ergriffen werden, auch eine sachliche Begründung erfahren. Es ist nicht damit getan, daß man nur in der Presse mitteilt, was geschieht, sondern man muß es auch erklären. In Budapest beginnt man damit, die Juden in Ghettos zusammenzulegen. Die Ghettos werden in der Nähe von Rüstungsfabriken errichtet, da hier wahrscheinlich Luftangriffe zu erwarten sind. Man hofft damit englisch-amerikanische Angriffe auf Budapest nach Möglichkeit zu vermeiden." (Fröhlich II, Bd. 12, S. 232)

04. - 05.05.1944

Ungarn

Konferenz unter Beteiligung von Wehrmachtsvertretern, Sicherheitspolizei, Organisation Todt und des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz. Es wird beschlossen, daß die Zahl der ungarischen Jüdischen Arbeitsbataillone erhöht werden soll, um dringende Arbeiten für militärische Zwecke in Ungarn nicht zu gefährden. Die Sipo hat gegen diese "Ausnahmen" keine Einwände, sofern die Juden in Konzentrationslagern untergebracht werden. (Braham, Destruction I, Nr. 158)

05.05.1944

Aufzeichnung von Thaddens, Auswärtiges Amt

Der Schweizer Gesandte Feldscher brachte (im Auftrag der britischen Regierung) am 2. Mai erneut die Ausreise von 5.000 jüdischen Kindern aus dem deutschen Machtbereich zur Sprache. Großbritannien sei einverstanden, die Kinder nicht in Palästina oder anderen Teilen des Nahen Ostens unterzubringen. Die Frage sei nunmehr, ob die deutsche Regierung unter dieser Voraussetzung bereit wäre, die Kinder ohne Gegenleistung frei zu geben.

Vertraulich wurde vom RSHA mitgeteilt, daß 5.000 Judenkinder, die für eine Ausreise in Betracht kämen, nur noch in dem Ghetto von Litzmannstadt (Lodz) zur Verfügung stünden. Dieses Ghetto würde jedoch auf Weisung des Reichsführers-SS demnächst aufgelöst werden. (ADAP, Serie E, Bd. VIII, Nr. 9)

Ribbentrop entschied Ende Mai, daß in dieser Sache vorerst nichts unternommen werden solle.

06.05.1944

Auschwitz

Aus dem Reichsgebiet werden 73 Zigeunerinnen und Zigeuner, darunter viele Kinder, nach Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 768)

07.05.1944

RK Ostland/Auschwitz

Aus Minsk (Weißrußland) werden 281 männliche und 111 weibliche Häftlinge (vermutlich während der "Bandenbekämpfung" Festgenommene) nach Auschwitz überstellt. (Czech, S. 768)

09.05.1944

Auschwitz

Höß, nach mehrmonatiger Abwesenheit auf den Posten des Lagerkommandanten von Auschwitz zurückgekehrt, ordnet zur Vorbereitung der Mordaktion gegen die ungarischen Juden eine Reihe von Maßnahmen an. Der Ausbau der Rampe und des dreigleisigen Bahnanschlusses in Birkenau soll beschleunigt werden; die vorübergehend stillgelegten Verbrennungsöfen im Krematorium V sollen wieder in Betrieb genommen werden; daneben sollen zusätzlich fünf Gruben zur Leichenverbrennung ausgehoben werden. Höß ordnet außerdem an, das Sonderkommando zu vergrößern, d.h. die Zahl der Häftlinge, die in den Krematorien arbeiten oder die zum Sortieren der geraubten Habe der Eingelieferten und Ermordeten eingesetzt sind. (Czech, S. 769)

13.05.1944

Auschwitz

Aus dem Nebenlager Blechhammer werden jüdische Häftlinge nach Auschwitz überstellt. 72 Männer werden in das Lager übernommen, die anderen in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 773)

Erlaß des Reichserziehungsministers

Eine ausnahmsweise Zulassung von Mischlingen ersten Grades ("Halbjuden") zum Hochschulstudium kommt nur noch dann in Betracht, wenn außer den bisher geforderten Voraussetzungen der Nachweis erbracht ist, daß die Gesuchsteller sich jahrelang vor der Machtübernahme in Unkenntnis ihrer Mischlingseigenschaft als Nationalsozialisten bewährt haben. (Walk, S. 404)

14.05.1944

Generalgouvernement/Auschwitz

Aus dem KL Plaszów bei Krakau werden jüdische Häftlinge - Kranke, Kinder und Alte - nach Auschwitz eingeliefert und in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 774)

15.05.1944

Ungarn

Beginn der Massendeportation der ungarischen Juden. Zielort ist fast ausschließlich Auschwitz. Bis zur Unterbrechung am 8. Juli werden annähernd 480.000 Menschen aus Ungarn abtransportiert.

Der päpstliche Nuntius in Ungarn, Rotta, protestiert bei der ungarischen Regierung gegen die Deportationen. Hingegen verfaßt der oberste Kirchenfunktionär Ungarns, Kardinal Seredi, einen Hirtenbrief, der im wesentlichen mit den antijüdischen Maßnahmen übereinstimmt und lediglich die zum Christentum konvertierten Juden in Schutz nimmt.

Auschwitz

Auf der "Versuchsstation" von Prof. Clauberg im KL Auschwitz I sind 400 weibliche Häftlinge für Sterilisations- und andere Experimente untergebracht.

Die Lagerkommandantur beschließt, am nächsten Tag die Bewohner des Zigeuner-Familienlagers in Birkenau zu ermorden. In dem Lager sind etwa 6.000 Männer, Frauen und Kinder untergebracht.
Der erste Versuch scheitert am 16. Mai am Widerstand der vorgewarnten Häftlinge. (Czech, S. 774-775)

16.05.1944

Italien

Ein Transport mit 167 Juden, darunter 145 aus Libyen, geht aus Fossoli nach Bergen-Belsen ab, wo er am 20. Mai ankommt. Sie werden am 20. November in das Lager Biberach verlegt, wo sie zusammen mit etwa 1.500 nicht-jüdischen Häftlingen britischer und amerikanischer Herkunft unter den Schutz des Internationalen Roten Kreuzes gestellt werden. (Benz, Dimension, S. 210-211)

Protektorat/Auschwitz

Aus Theresienstadt werden 2.503 jüdische Menschen - 1.736 Frauen und Mädchen, 707 Männer und Jungen - nach Auschwitz eingeliefert. Sie werden erneut zu Täuschungs- und Propagandazwecken in einem "Familienlager" untergebracht. (Czech, S. 776)

Ostoberschlesien

Aus Sosnowiec werden jüdische Häftlinge nach Auschwitz eingeliefert. Nur drei Männer und 14 Frauen werden in das Lager übernommen, die anderen Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 775)

Ungarn/Auschwitz

Drei Güterzüge mit Juden aus Ungarn kommen in Auschwitz an. Ein Zug besteht aus 40 bis 50 Güterwaggons; in jedem Waggon sind etwa 100 Menschen zusammengepfercht. Nach der "Selektion" werden die meisten der Jungen und Gesunden, ohne daß sie in die Lagerregister aufgenommen werden, als sog. Depothäftlinge im Lager untergebracht. (Sie werden später teils in andere Lager verlegt, teils doch noch ermordet.) Die anderen Menschen werden unmittelbar in die Gaskammern getrieben. In den ersten vier Tagen werden mehr als 16.000 Menschen ermordet. Zwillingsgeschwister und einzelne Zwillinge werden zu Versuchszwecken aus den Transporten herausgesucht.

(Der Verlauf ist an allen folgenden Tagen ähnlich. Die in Auschwitz ankommenden Züge aus Ungarn, im Tagesdurchschnitt drei mit jeweils ungefähr 4.000 Menschen, sind im weiteren nicht erwähnt.)

17.05.1944

Protektorat/Auschwitz

Aus dem Ghetto Theresienstadt werden 2.447 jüdische Menschen nach Auschwitz eingeliefert und gleichfalls, wie die am Vortag Angekommenen, im sog. Familienlager untergebracht. (Czech, S. 776-777)

Ungarn

Joel Brand startet, versehen mit Vollmachten des Judenrats und anderer führender jüdischer Stellen von Budapest, zur Fahrt nach Istanbul. Er soll dort mit palästinensischen Zionisten über Eichmanns "Tauschangebot" (s. 25.4.44) verhandeln. In seiner Begleitung reist Bandi Grosz, ein jüdischer V-Mann des SD. Sie treffen am 19. Mai in Istanbul ein und kommen dort mit Abgesandten aus Palästina zusammen. (s. 24.5.44)

Ungarn

Die SS übernimmt durch einen erpresserischen Menschenhandel die Kontrolle über den ungarischen Weiss-Konzern.

Die Weiss-Gruppe war das bedeutendste Industrieunternehmen Ungarns. In dem von Juden gegründeten und aufgebauten Konzern wurden Waffen, Maschinen und eine Vielzahl anderer Produkte hergestellt. Einige Mitglieder der Weiss-Familie waren zum Katholizismus konvertiert; durch Heiraten ergaben sich familiäre Verbindungen zu einflußreichen nicht-jüdischen Familien Ungarns.

Die jüdischen Familienmitglieder hatten nach den ungarischen Enteignungsgesetzen ihre Anteile an die ungarische Regierung abtreten müssen. Die SS zwang nun den "arischen" Familienteil zur Abtretung seiner  Anteile am Konzern in Höhe von 55%. Formal erfolgte diese Transaktion als treuhänderische Verwaltung für 25 Jahre, um Proteste der ungarischen Regierung zu umgehen.

Die "Gegenleistung" der SS bestand darin, daß die führenden Mitglieder der Weiss-Familie ins neutrale Ausland - nach Portugal oder in die Schweiz - ausreisen durften. Mehrere Familienmitglieder mußten jedoch als Geiseln zurückbleiben.

19.05.1944

Protektorat/Auschwitz

Innerhalb weniger Tager kommt zum dritten Mal ein Deportationszug aus dem Ghetto Theresienstadt in Auschwitz an. 2.499 Menschen - 1.437 Frauen und Mädchen, 1.062 Männer und Jungen - werden im Theresienstadt-Familienlager untergebracht. (Czech, S. 778)

Niederlande

Ein Transport mit 238 jüdischen Menschen aus Westerbork geht nach Bergen-Belsen ab. Die größte Gruppe sind 213 Diamantenarbeiter und -Händler mit ihren Familien. (Benz, Dimension, S. 163-164)

20.05.1944

Griechenland

In Chania, der letzten jüdischen Gemeinde auf Kreta, werden etwa 300 Menschen zur späteren Deportation "konzentriert".

21.05.1944

Belgien/Auschwitz

Ankunft eines Transports aus Malines mit 507 jüdischen Menschen in Auschwitz. Höchstwahrscheinlich wurden diesem Transport unterwegs ungefähr weitere Menschen angeschlossen, denn nach der "Selektion" in Auschwitz werden 300 Männer als Häftlinge registriert, mehr als aus Malines überstellt worden waren. Außerdem werden 100 Frauen in das Lager übernommen. Etwa 300 Menschen werden in den Gaskammern ermordet.

Niederlande

Aus dem Lager Westerbork werden 453 jüdische Menschen nach Auschwitz eingeliefert. 100 Frauen und 250 Männer werden als Häftlinge registriert; die Anderen werden in den Gaskammern getötet.

Niederlande

246 niederländische, deutsche und staatenlose Zigeunerinnen und Zigeuner aus dem Lager Vught werden nach Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 779-780)

23.05.1944

Frankreich/Auschwitz

Ankunft eines Deportationszugs mit 1.200 Menschen aus dem Lager Drancy in Auschwitz. 247 Frauen und 221 Männer werden in das Lager eingewiesen; die anderen 732 Menschen werden in den Gaskammern getötet.

Italien

Aus einem Transport werden 186 Männer und 70 Frauen als Häftlinge registriert, die Anderen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S, 782)

24.05.1944

Rede Himmlers vor Wehrmachtsgeneralen in Sonthofen

Die Judenfrage sei kompromißlos gelöst worden. "Zur Zeit allerdings (...) führen wir zunächst 100.000, später noch einmal 100.000 männlicher Juden aus Ungarn in Konzentrationslager ein, mit denen wir unterirdische Fabriken bauen. Von denen aber kommt nicht einer irgendwie in das Gesichtsfeld des deutschen Volkes.

Eine Überzeugung aber habe ich, ich würde für die im Osten des Generalgouvernements aufgebaute Front schwarz sehen, wenn wir dort die Judenfrage nicht gelöst hätten, wenn also das Ghetto in Lublin noch bestünde und das Riesenghetto mit 500.000 Menschen in Warschau, dessen Bereinigung, meine Herren, uns im vorigen Jahr fünf Wochen Straßenkampf gekostet hat mit Panzerwagen und mit allen Waffen." (Geheimreden, S. 203)

Auschwitz

Aus dem KL Auschwitz werden 82 Zigeuner in das KL Flossenbürg und 144 Zigeunerinnen in das KL Ravensbrück überstellt. Alle sind zwischen 17 und 25 Jahren.

RK Ostland

490 Gefangene (vermutlich während der Anti-Partisanen-Aktionen von den Deutschen festgenommene Zivilisten) werden aus Minsk nach Auschwitz überstellt. (Czech, S. 782-783)

Palästina

Die Abgesandten der palästinensischen Zionisten kehren nach ihren Gesprächen mit Brand und Grosz in Istanbul (s. 17.5.44) nach Palästina zurück und erstatten Bericht. Moshe Shertok, der Leiter der politischen Abteilung der Jewish Agency, und Ben Gurion setzen sich im Führungsgremium der Jewish Agency dafür ein, die britische Mandatsverwaltung offiziell von allem zu unterrichten, da Verhandlungen - wenn überhaupt - ohnehin von der britischen und amerikanischen Regierung geführt werden müßten. (Bauer, Freikauf, S. 272-274)

25.05.1944

Ungarn

Von Thadden, Auswärtiges Amts (Abt. II Inland), aus Budapest an Wagner, ebenfalls AA.

Bis zum 24. Mai wurden 116.000 Juden abtransportiert. Weitere rund 200.000 sind schon "konzentriert" worden und sollen demnächst gleichfalls deportiert werden.

"Insgesamt glaubt man rund 1.000.000 Juden (evtl. sogar etwas mehr) zu erfassen, von denen etwa 1/3 arbeitsfähig sein dürfte und von Sauckel, der OT (Organisation Todt) usw. in Oberschlesien in Empfang genommen wird. Lediglich etwa 80.000 arbeitsfähige Juden sollen unter Bewachung der Honved (der ungarischen Armee) in Ungarn zurückbleiben, um in der ungarischen Rüstungsindustrie beschäftigt zu werden. Die gesamte Aktion soll etwa Ende Juli abgeschlossen sein (einschließlich Abtransport)." (Braham, Destruction I, Nr. 164)

26.05.1944

Ungarn

Bericht von Thaddens, Auswärtiges Amt, über seinen Besuch in Budapest.

Im ganzen Land mit Ausnahme von Budapest sei mit der Ghettoisierung der Juden begonnen worden; im wesentlichen seien diese Maßnahmen bereits abgeschlossen. Budapest sei durch einen Polizeikordon gesichert, um illegale Ausreisen zu verhindern.

Die Deportationen hätten unter den Juden im übrigen Ungarn, vor allem in Budapest. "erhebliche Erregung ausgelöst". Man rechne mit "gewissen Schwierigkeiten", sobald die Maßnahmen auch in den anderen Provinzen anlaufen.    

Für Budapest sei, voraussichtlich Mitte bis Ende Juli, eine eintägige Großaktion vorgesehen. Dafür sollen starke ungarische Gendarmeriekräfte zusammengezogen werden. "Der gesamte Autobus- und Straßenbahnverkehr wird für diesen Tag eingestellt werden, um alle Verkehrsmittel für den Abtransport der Juden einsetzen zu können."

Die Aussortierung der ausländischen Juden sei "an sich durch Weisungen der Zentralstelle hinreichend sichergestellt. Doch zeigen die örtlichen ungarischen Gendarmerieführer einen so extremen Eifer, daß sie ihre Ehre darein setzen, möglichst keine Ausländer melden zu müssen."
Daher sei zur Vermeidung außenpolitischer Schwierigkeiten eine Beteiligung des Auswärtigen Amts weiter erforderlich. (ADAP, Serie E, Bd. VIII, Nr. 39)

Palästina

Ben Gurion und Shertok berichten dem britischen Hochkommissar für Palästina, Sir Harold MacMichael, über den von Brand und Grosz mitgeteilten "Eichmann-Vorschlag". MacMichael leitet einen genauen Bericht nach London weiter. Gleichfalls am 26. Mai nehmen die türkischen Behörden Brand in Abschiebehaft; die Abschiebung soll am 29. Mai erfolgen.

27.05.1944

Ungarn

Memorandum Schmidts, Leiter der Informations- und Presseabteilung des Auswärtigen Amtes.

Die geplante Großaktion gegen die Budapester Juden werde im Ausland starke Beachtung finden und heftige Reaktionen hervorrufen. "Ich möchte deshalb anregen, ob man diesen Dingen nicht vorbeugen sollte dadurch, daß man äußere Anlässe und Begründungen für die Aktion schafft, z.B. Sprengstofffunde in jüdischen Vereinshäusern und Synagogen, Sabotageorganisationen, Umsturzpläne, Überfälle auf Polizisten, Devisenschiebungen großen Stils mit dem Ziele der Untergrabung des ungarischen Währungsgefüges. Der Schlußstein unter eine solche Aktion müßte ein besonders krasser Fall sein, an dem man dann die Großrazzia aufhängt."

Schmidts Vorschlag wurde an Veesenmayer zur Stellungnahme weitergeleitet. Dieser antwortete am 8. Juni, er glaube nicht, daß die Weltmeinung über die geplanten antijüdischen Maßnahmen in Budapest sehr geschockt sein werde, da auch die bisherigen Deportationen wenig Aufmerksamkeit außerhalb Ungarns gefunden hätten. Außerdem würden die von Schmidt vorgeschlagenen Vorwände angesichts der scharfen Überwachungsmaßnahmen gegen die Juden unglaubwürdig klingen. (ADAP, Serie E, Bd. VIII, Nr. 42)

30.05.1944

Ungarn

Juden wird der Besuch von Hotels, Restaurants und Vergnügungsstätten verboten. Sie werden aus der Druckbranche verbannt. Jüdische Geschäfts- und Handelsunternehmen werden geschlossen.

Großbritannien

Sitzung im Flüchtlingsausschuß des britischen Kriegskabinetts. Man ist sich einig, daß der von Brand und Grosz übermittelte "Eichmann-Vorschlag" als politische Kriegführung und Erpressungsversuch zu werten sei. Wenn die Deutschen tatsächlich etwas Ernsthaftes anzubieten hätten, könnten sie dies durch Vermittlung der Schweiz tun können, die die diplomatischen Interessen Großbritanniens den Deutschen gegenüber vertrat. Am 1. Mai lehnt auch das britische Kriegskabinett Verhandlungen über den "Eichmann-Vorschlag" ab, da er nur dazu gedacht sei, die Kriegsanstrengungen der Alliierten zu stören.

31.05.1944

Großbritannien/Palästina

In einer scheinbaren Kehrtwendung erklären die britischen Behörden sich bereit, Brand und Grosz die Einreise auf britisch kontrolliertes Gebiet zu gestatten. Grosz reist am 1. Juni von Istanbul nach Syrien und wird dort sofort von den britischen Stellen verhaftet. Das gleiche geschieht mit Brand, der am 6. Juni über Syrien nach Palästina zu reisen versucht.

WELTKRIEGSEREIGNISSE

11.05.1944

Beginn einer alliierten Großoffensive in Italien; am 15./16. Mai wird die deutsche Frontlinie durchbrochen.

13.05.1944

Die letzten deutschen und rumänischen Truppen werden von der Krim zurückgezogen.


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