"Die Berichte aus den besetzten Gebieten bringen nichts sensationell Neues. Bemerkenswert sind nur außerordentlich scharfe Kämpfe in Warschau zwischen unserer Polizei, zum Teil sogar unserer Wehrmacht, und den rebellierenden Juden. Die Juden haben es doch tatsächlich fertiggebracht, das Ghetto in Verteidigungszustand zu setzen. Es spielen sich dort sehr harte Kämpfe ab, die sogar dazu führen, daß die jüdische Oberleitung tägliche Heeresberichte herausgibt. Allerdings wird der Spaß wahrscheinlich nicht lange dauern. Man sieht aber daran, wessen man sich seitens der Juden zu gewärtigen hat, wenn sie im Besitze von Waffen sind." (Fröhlich II, Bd. 8, S. 192)
Ein Deportationszug mit 2.930 Menschen aus dem Ghetto von Saloniki kommt in Auschwitz an. 318 Frauen und 220 Männer werden als Häftlinge in das Lager übernommen; die anderen 2.392 Menschen werden ermordet. (Czech, S. 484)
Aus Westerbork geht ein Zug mit 1.187 jüdischen Menschen zum Vernichtungslager Sobibor ab.
"Aus einer Denkschrift kann ich entnehmen, daß die Reichskulturkammer doch noch nicht so entjudet ist, wie ich das eigentlich gemeint hatte. Es treiben sich in ihr eine ganze Menge von Vierteljuden, sogar einige Halbjuden und eine ganze Reihe von jüdisch Versippten (mit Juden oder "Mischlingen" Verheiratete) herum. Allerdings möchte ich dies Problem im ganzen während des Krieges nicht in Angriff nehmen. Das würde zu viel Staub aufwirbeln und in Anbetracht der hysterischen Veranlagung der Künstlerkreise auch zu einigen individuellen Explosionen führen, was wir im Augenblick nicht vertragen können." (Fröhlich II, Bd. 8, S. 207)
Ein Transport mit Zigeunern aus dem Protektorat Böhmen und Mähren kommt in Auschwitz an. 425 Frauen und Mädchen sowie 438 Männer und Jungen werden als Häftlinge übernommen.
Aus dem Ghetto von Saloniki werden ungefähr 1.000 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Lediglich 68 Frauen werden in das Lager eingewiesen; 932 Menschen werden gleich nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.
Ankunft eines Deportationszugs aus Zagreb mit ungefähr 1.000 jüdischen Menschen in Auschwitz. Nur 40 Männer werden als Häftlinge übernommen; die anderen etwa 960 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 487-488)
Aufzeichnung Wagners, Auswärtiges Amt.
Angeblich habe der rumänische Staatschef Marschall Antonescu bei seinem Besuch in Deutschland (13.4.43) von Hitler und Ribbentrop das grundsätzliche Einverständnis erhalten, 70.000 jüdische Kinder im Alter bis zu 8 Jahren aus Rumänien nach Palästina ausreisen zu lassen. In Wirklichkeit habe Ribbentrop aber lediglich die "Prüfung"
dieser Frage zugesagt. Die Erteilung der Ausreisegenehmigung für die Kinder würde im Widerspruch zu der bisher verfolgten Politik stehen, "keine Juden mehr aus dem deutschen Machtbereich und dem Bereich seiner Verbündeten in das Gebiet der Feindstaaten herauszulassen (...). Die Zustimmung würde daher als eine Änderung unserer Grundhaltung aufgefaßt werden."
(ADAP, Serie E, Bd. VI, Nr. 18)
Mordechai Anielewicz und andere Leiter des Warschauer Ghettoaufstands werden während der Kämpfe getötet; das Hauptquartier der Jüdischen Kampforganisation wird von den Deutschen eingenommen.
Aus dem Ghetto in Saloniki werden 2.500 Juden nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion" werden 568 Männer und 247 Frauen als Häftlinge registriert; 1.685 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 490)
"Die antisemitische Propaganda, die wir neuerdings gestartet haben, bringt nur positive Zuschriften. Man sieht daran, daß der Antisemitismus im deutschen Volke doch tief verwurzelt ist."
Hitler vertrete "den Standpunkt, daß der Antisemitismus, wie wir ihn früher in der Partei gepflegt und propagiert haben, auch jetzt wieder das Kernstück unserer geistigen Auseinandersetzung sein muß. Er hält von der antisemitischen Bewegung in England viel, wenngleich er sich natürlich klar darüber ist, daß sie keine organisatorische Form besitzt und deshalb auch machtpolitisch nicht in Erscheinung treten kann. (...)
Die Judenfrage wird am allerschlechtesten von den Ungarn gelöst. Der ungarische Staat ist ganz jüdisch durchsetzt, und es ist dem Führer bei seiner Unterredung mit Horthy (16.-17.4.43) nicht gelungen, ihn von der Notwendigkeit härterer Maßnahmen zu überzeugen. (...)
Aus alledem aber hat der Führer die Konsequenz gezogen, daß das Kleinstaatengerümpel, das heute noch in Europa vorhanden ist, so schnell wie möglich liquidiert werden muß. Es muß das Ziel unseres Kampfes bleiben, ein einheitliches Europa zu schaffen. Europa kann aber eine klare Organisation nur durch die Deutschen erfahren. Eine andere Führungsmacht ist praktisch nicht vorhanden. (...) Wer Europa besitzt, der wird damit die Führung der Welt an sich reißen. In diesem Zusammenhang können wir natürlich Fragen von Recht und Unrecht überhaupt nicht zur Diskussion akzeptieren."
(Fröhlich II, Bd. 8, S. 231 und 235ff)
In der Zeitschrift "Das Reich" erscheint Goebbels Artikel "Der Krieg und die Juden"
.
"Gewisse Kreise in Europa"
wollen immer noch nicht einsehen, "daß dieser Krieg ein Krieg der jüdischen Rasse und ihrer Hilfsvölker gegen die arische Menschheit sowie gegen die abendländische Kultur und Zivilisation ist, daß deshalb auch in ihm alles, was uns Deutschen und Europäern als Verfechtern eines Prinzips der gesitteten Weltordnung lieb und teuer ist, auf dem Spiele steht. Besagte Kreise sind allzu leicht geneigt, in der Judenfrage eine solche der Humanität zu sehen. Sie beurteilen sie deshalb mehr nach augenblicksbedingten Gefühlsregungen als nach den Erkenntnissen und Einsichten einer klaren und kühlen Vernunft." (...)
Das Judentum habe diesen Krieg gewollt und bilde
'den Kitt, der die feindliche Koalition zusammenhält'
.
Es ist deshalb ein Gebot der Staatssicherheit, daß wir im eigenen Lande die Maßnahmen treffen, die irgendwie geeignet erscheinen, die kämpfende deutsche Volksgemeinschaft gegen diese Gefahr abzuschirmen. Das mag hier und da zu schwerwiegenden Entscheidungen führen, aber das ist alles unerheblich dieser Gefahr gegenüber. Denn dieser Krieg ist ein Rassenkrieg."
"Kein prophetisches Wort des Führers bewahrheitet sich mit einer so unheimlichen Sicherheit und Zwangsläufigkeit wie, daß, wenn das Judentum es fertigbringen werde, einen zweiten Weltkrieg zu provozieren, dieser nicht zur Vernichtung der arischen Menschheit, sondern zur Auslöschung der jüdischen Rasse führen werde. Dieser Prozeß ist von einer weltgeschichtlichen Bedeutung, und da er vermutlich unabsehbare Folgen nach sich ziehen wird, hat er auch Seine Zeit nötig. Aber aufzuhalten ist er nicht mehr." ("Das Reich", Nr. 19/43)
"Mein Artikel gegen die Juden ist immer noch ein vielbesprochenes Thema. Er wird allüberall, selbst in London, zitiert. Die Judenfrage ist meiner Ansicht nach nach der Frage des Bolschewismus unser bestes Propagandapferd im Stall. Ich mache deshalb auch unsere gesamten Propagandamittel auf die außerordentlichen Möglichkeiten aufmerksam, die uns hier gegeben sind. Die Presse wird zu einer Sonderkonferenz zusammenberufen, und es wird ihr dabei vor allem klargemacht, daß es nicht darauf ankommt, jeden zweiten Tag einen antijüdischen Artikel zu schreiben; wesentlich ist, daß unsere Zeitungen insgesamt ein antijüdisches Gesicht bekommen." (...)
"Sehr großen Wert legt der Führer auf eine schlagkräftige antisemitische Propaganda. Er sieht auch hier den Erfolg in der ewigen Wiederholung gegeben. Er ist außerordentlich zufrieden mit der Verschärfung unserer antisemitischen Propaganda in Presse und Rundfunk. Ich gebe ihm Aufschluß darüber, wie weit diese antisemitische Propaganda in unseren Auslandssendungen betrieben wird. Zum Teil füllt sie 70 bis 80 Prozent unserer gesamten Auslandssendungen aus. Die antisemitischen Bazillen sind natürlich in der ganzen europäischen Öffentlichkeit vorhanden; wir müssen sie nur virulent machen. Der Antisemitismus hat nach Meinung des Führers besondere Chancen in England. Wenn er auch politisch und machtmäßig nicht ausgenutzt werden kann, so ist er doch in der Lage, ungeheuer viel Unruhe und Unzufriedenheit zu stiften und die Kluft zwischen Regierung und Volk zu vertiefen." (Fröhlich II, Bd. 8, S. 255 und 261)
Ein Zug mit 1.446 jüdischen Menschen geht aus Westerbork zum Vernichtungslager Sobibor ab.
Ein Transport mit Zigeunern aus Bialystok kommt in Auschwitz an. 503 Frauen und Mädchen sowie 468 Männer und Jungen werden als Häftlinge registriert. Außerdem werden 76 Zigeuner aus Österreich in das Lager eingeliefert. (Czech, S. 492)
Die britische Regierung versuche durch Vermittlung der Schweiz zu erkunden, ob Deutschland 5.000 Juden, vorwiegend Kinder, aus Polen, Litauen und Lettland nach Palästina ausreisen lassen würde. Die Gruppen sollen zu 85 % aus Kindern und zu 15 % aus erwachsenen Begleitpersonen bestehen. "Ferner würde man britischerseits Wert darauf legen, die Auffassung der deutschen Regierung hinsichtlich einer Abwanderung jüdischer Kinder aus Deutschland, Dänemark und den besetzten holländischen, belgischen, griechischen und serbischen Gebieten kennenzulernen."
(ADAP, Serie E, Bd. VI, Nr. 27)
Ankunft eines Deportationszugs aus Zagreb mit ungefähr 1.000 Juden in Auschwitz. Nur 30 Männer und 25 Frauen werden in das Lager übernommen; die anderen etwa 945 Menschen werden ermordet. (Czech, S. 493)
Er habe noch einmal eingehend die "Protokolle der Weisen von Zion"
(eine im zaristischen Rußland entstandene antisemitische Fälschung) gelesen. "Bisher war mir immer entgegengehalten worden, sie eigneten sich nicht für die aktuelle Propaganda. Ich stelle bei meiner Lektüre fest, daß wir sie sehr wohl gebrauchen können. Die Zionistischen Protokolle sind heute so modern wie an dem Tage, an dem sie zum ersten Mal publiziert wurden. (...)
Ich komme mittags beim Führer auf dies Thema zu sprechen. Der Führer vertritt den Standpunkt, daß die Zionistischen Protokolle absolute Echtheit beanspruchen könnten. So genial könne kein Mensch das jüdische Weltherrschaftsstreben nachzeichnen, wie die Juden es selbst empfänden. (...)
Die Judenfrage wird, wie der Führer meint, in England von einer ausschlaggebenden Bedeutung werden. Wir müssen nur unsere Propaganda klug und geschickt auf dieses Ziel einstellen, dürfen nicht allzu dick in unserer Tendenz werden und müssen sie mehr in die Nachrichten legen als in die Vorträge. Die Propaganda hat in diesem Stadium des Krieges wieder eine außerordentliche Aufgabe zu bewältigen. Man darf dabei aber nicht vergessen, daß das englische Publikum der Judenfrage gegenüber natürlich nicht so aufgeschlossen ist wie das deutsche Volk. Deshalb darf man niemals die Absicht merken lassen, um keine Verstimmung zu erwecken."
"Besonderen Wert legt der Führer auf die antisemitische Propaganda bei den englischen und den anderen Gefangenen. Sie werden später die Träger der antisemitischen Überzeugung in ihren Ländern werden. Ich werde für diese Gefangenen eine ganze Reihe von antisemitischen Flugschriften verfertigen und ihnen in unverfänglicher Weise vorlegen lassen. Wir sollen uns, wie der Führer meint, in keiner Weise durch intellektuelle Einwände von der Behandlung der Judenfrage abhalten lassen."
"Das Weltjudentum steht nach der festen Überzeugung des Führers vor einem geschichtlichen Sturz. Dieser Sturz beansprucht natürlich eine gewisse Zeit. Wenn die Juden in vielen Jahrhunderten sich bis zur heutigen Höhe empor'gearbeitet' haben, so wird man schon einige Jahrzehnte daran wenden müssen, sie aus ihrer Macht herauszuwerfen. Das ist unsere geschichtliche Mission, die durch den Krieg nicht aufgehalten, sondern nur beschleunigt werden kann. Das Weltjudentum glaubt vor einem Weltsieg zu stehen. Dieser Weltsieg wird nicht kommen, sondern ein Weltsturz. Die Völker, die den Juden am ehesten erkannt haben und ihn am ehesten bekämpfen, werden an seiner Stelle die Weltherrschaft antreten." (Fröhlich II, Bd. 8, S. 287ff)
"Berndt legt mir eine Denkschrift zur Ankurbelung der antisemitischen Propaganda vor. Diese Denkschrift hat Hand und Fuß. Ich veranlasse, daß die antisemitische Standardliteratur neu herausgegeben wird. Sie ist zum Teil vollkommen in Vergessenheit geraten. Überhaupt habe ich den Eindruck, daß unsere Propagandaführung dem Antisemitismus gegenüber etwas lax geworden ist. Er galt nicht mehr als fein und vornehm. Ich werde dafür sorgen, daß der Antisemitismus wieder zum Standardartikel unserer gesamten Propaganda wird." (Fröhlich II, Bd. 8, S. 303)
Aus dem Ghetto in Saloniki werden ungefähr 4.500 Menschen nach Auschwitz eingeliefert. 466 Männer und 211 Frauen werden als Häftlinge übernommen; die anderen mehr als 3.800 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 496)
General Stroop erklärt die "Liquidierung"
des Warschauer Ghettos für abgeschlossen. Nach seinen Angaben wurden insgesamt 56.065 Juden "erfaßt"
, d.h. gefangen genommen oder getötet. 7.000 Juden seien während der Kämpfe getötet worden, etwa ebensoviele in das Vernichtungslager Treblinka deportiert worden. Schätzungsweise 5.-6.000 weitere Juden seien bei Sprengungen und Bränden ums Leben gekommen. (IMT, PS-1061)
Die gefangen genommenen Menschen wurden auf mehrere Konzentrations- und Arbeitslager verteilt. Nur etwa 1. - 2.000 von ihnen überlebten den Krieg. (EdH, S. 1548)
Ein Zug aus Westerbork mit 2.511 jüdischen Menschen geht zum Vernichtungslager Sobibor ab.
Aus Berlin werden ungefähr 1.000 Juden nach Auschwitz eingeliefert. 115 Frauen und 80 Männer werden als Häftlinge registriert; mehr als 800 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 498)
"Von dem Buch 'Die jüdischen Ritualmorde' habe ich eine größere Anzahl bestellt und lasse es bis zum Standartenführer verteilen.(...)
Die ganze Ritualmord-Frage ist von Sachverständigen in den Ländern Rumänien, Ungarn und Bulgarien aufzugreifen. Ich denke daran, daß wir diese Ritualmordfälle dann in unserer Presse bringen, um damit die Herausnahme der Juden aus den Ländern zu erleichtern. (...)
Überlegen Sie einmal, ob wir nicht in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt einen rein antisemitischen illegalen Sender für England und Amerika machen können. (...)
Außerdem sind sofort Leute einzusetzen, die in England die Gerichtsnachrichten und die Polizei-Ausschreibungen, daß ein Kind vermißt wird, verfolgen und kontrollieren, sodaß wir dann in unseren Sendern entsprechende Kurznachrichten geben können, daß in dem Ort XY ein Kind vermißt würde und es sich wahrscheinlich um einen jüdischen Ritualmord handelt.
Insgesamt glaube ich, könnten wir mit einer großen antisemitischen Propaganda in englischer, vielleicht auch sogar in russischer Sprache auf einer sehr starken Ritualmord-Propaganda den Antisemitismus in der Welt ungeheuer aktivieren.
Ich bitte Sie, diese Dinge einmal mit Ihren Mitarbeitern zu besprechen und schon gewisse Vorbereitungen zu treffen, um mir dann einen Vorschlag zu machen." (Heiber, Himmler-Briefe, S. 212)
Das britische Parlament befaßt sich mit dem Mordprogramm der Nazis und mit Rettungsmöglichkeiten. Mehrere Abgeordnete befürworten die Aufnahme jüdischer Flüchtlinge in Großbritannien. Andere warnen vor einer Zunahme des Antisemitismus, die sich ergeben könne, falls Juden "bevorzugt"
behandelt würden. Außenminister Eden verweist darauf, daß in Palästina noch 30.000 Plätze für Einwanderer frei seien. Seine Regierung würde dort gern jüdische Kinder aufnehmen, doch werde dies von den Regierungen in Berlin und Sofia blockiert.
Das Ghetto in Brody (Ukraine) wird "geräumt"
. Mehr als 3.000 Menschen werden vermutlich nach Majdanek abtransportiert; hunderte werden gleich im Ghetto von den Deutschen ermordet.
Im März und April 1943 hatten die Deutschen zahlreiche "Aktionen"
durchgeführt, bei denen mehrere tausend Menschen zusammengetrieben und in den benachbarten Wäldern ermordet wurden. (EdH, S. 244)
Die Auflösung des Ghettos von Drogobytsch (Ukraine) beginnt; sie ist am 10. Juni abgeschlossen. Die letzten im Ghetto gefundenen Juden werden ermordet.
Der "Räumung"
des Ghettos folgte die Ermordung der Juden in den benachbarten Arbeitslagern; nur wenige unverzichtbare Arbeiter wurden am Leben gelassen. Nach dem Vorrücken der sowjetischen Armee im April 1944 wurden diese Arbeiter in das Lager Plaszów gebracht. (EdH, S. 371-372)
Aus einem Transport aus Sosnowiec werden in Auschwitz nur 65 Frauen als Häftlinge übernommen; die anderen mehr als 900 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 500)
Die bulgarischen Behörden fordern die Juden von Sofia auf, die Stadt in drei Tagen zu verlassen und sich in die Provinz zu begeben. Die Spitzen der jüdischen Gemeinde nehmen Kontakt zu einflußreichen Personen am Hof und zu Politikern auf, um die Maßnahme abzuwenden.
Memorandum Wagners (Auswärtiges Amt) nach einem Gespräch mit dem ungarischen Botschafter in Berlin, Sztójay.
Sztójay habe erneut auf die "Schwierigkeiten in der Lösung der Judenfrage in Ungarn"
hingewiesen. Die Maßnahmen könnten zunächst nur einen Teil der Juden erfassen. "Um die Zurückbleibenden ruhig zu halten, müßte der auszusiedelnde Teil zunächst für kürzere Zeit gewisse Existenzmöglichkeiten haben. Es schwebe ihm der Gedanke vor, den Juden ein gewisses Territorium zuzuweisen, wohin sie gebracht würden."
(Braham, Destruction I, Nr. 106)
In Sofia findet eine u.a von der Kommunistischen Partei organisierte Demonstration von etwa 10.000 Menschen gegen die geplante Aussiedlung der 25.000 Juden der Stadt in die Provinz statt. Die Demonstration wird von der Polizei gewaltsam auseinandergetrieben. Zahlreiche Juden werden festgenommen und in Lager außerhalb der Hauptstadt gebracht.
Innerhalb von zwölf Tagen wurden 19.153 jüdische Menschen aus Sofia vertrieben und gezwungen, sich in etwa 20 Provinzstädten anzusiedeln. Einige tausend Juden konnten aufgrund persönlicher Beziehungen in Sofia bleiben.
Die aus Sofia verbannten Juden durften nur in bestimmten Häusern wohnen; es war ihnen untersagt, eine Arbeit anzunehmen; sie lebten zu acht bis zehn Personen in einem Raum; in einigen Städten galt für die Juden ein ständiges Ausgangsverbot, außer für ein oder zwei Stunden am Tag. Juden durften die Hauptstraßen nicht benutzen, bestimmte Geschäfte, Kinos und Cafés nicht betreten. Ihre Rundfunkgeräte, Autos und Fahrräder wurden beschlagnahmt, ebenso Schmuck und Teppiche. (EdH, S. 265-266; Benz, Dimension, S. 304-305)
Ein Zug mit 2.862 jüdischen Menschen aus dem Lager Westerbork zum Vernichtungslager Sobibor geht ab
Etwa 1.000 Sinti und Roma aus dem Zigeunerlager - darunter mehrere hundert, die an Flecktyphus erkrankt sind - werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 503-504)
Transport aus Wien mit rund 200 Menschen nach Theresienstadt.
"Mit Haegert bespreche ich eine Aktivierung unserer Buchproduktion. Es sollen eine Reihe von antisemitischen Romanen geschrieben werden, und zwar von maßgebenden Schriftstellern, wenn sie auch nicht so vorbehaltlos zum Nationalsozialismus stehen wie etwa unsere Feld-, Wald- und Wiesendichter, die zwar in ihrer Gesinnung sehr tüchtig sind, aber nicht viel können. Ich denke hier an Fallada, Norbert Jaques und andere Schriftsteller, die in der Systemzeit eine große Rolle gespielt haben. Sie werden sicherlich, wenn sie sich antisemitischer Stoffe bemächtigen, etwas Interessantes zuwege bringen." (Fröhlich II, Bd. 8, S. 386)
SS-Hauptsturmführer Josef Mengele übernimmt die Funktion des Lagerarztes im Zigeuner-Familienlager in Birkenau. Er führt dort pseudowissenschaftliche Untersuchungen an Zwillingen und Zwergwüchsigen durch, wobei er einige von ihnen zu sog. Versuchszwecken tötet, andere verstümmelt und mißhandelt. (Czech, S. 507)
Generalgouvernement: Arbeitssitzung zur "Sicherheitslage"
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Staatssekretär Krüge
"Er habe neulich erst wieder den Befehl erhalten, in ganz kurzer Zeit die Entjudung durchzuführen. Man sei gezwungen gewesen, die Juden auch aus der Rüstungsindustrie und den wehrwirtschaftlichen Betrieben herauszuziehen, falls sie nicht ausschließlich im kriegswichtigsten Interesse eingesetzt seien. Die Juden seien dann in großen Lagern zusammengefaßt worden und würden von dort für die Tagesarbeit in diesen Rüstungsbetrieben abgegeben. Der Reichsführer SS wünsche aber, daß auch die Beschäftigung dieser Juden aufhöre. Er habe mit Generalleutnant Schindler eingehend über diese Frage gesprochen und glaube, daß dieser Wunsch des Reichsführers SS wohl im Endeffekt nicht erfüllt werden könne. Es gebe unter den jüdischen Arbeitskräften Spezialarbeiter, Feinmechaniker und sonstige qualifizierte Handwerker, die man heute nicht ohne weiteres durch Polen ersetzen könne. Er bitte deshalb SS-Obergruppenführer Dr. Kaltenbrunner, dem Reichsführer SS diese Lage zu schildern und ihn zu ersuchen, von der Wegnahme dieser jüdischen Arbeitskräfte Abstand zu nehmen. (...)
Mit der Frage der Entjudung könne man sich eigentlich gar nicht belasten; dafür sei sie auch propagandistisch schon zu stark vom Auslande ausgeschlachtet worden. Unabhängig davon müsse man versuchen, diese jüdischen Kräfte, die sich der Umsiedlung entzogen hätten und überall getarnt herumliefen, in irgendeiner Form einzufangen." (IMT, PS-2233; Präg, S. 678ff)
In Nordafrika werden Tunis und Bizerta von amerikanischen und britischen Truppen eingenommen. Die Kämpfe in Nordost-Tunesien enden am 9. Mai mit der bedingungslosen Kapitulation der Achsentruppen. Rund 250.000 Soldaten, etwa zur Hälfte deutsche, gehen in Gefangenschaft.