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01.04.1941

Auschwitz

Innerhalb von einer Stunde wird von der SS die vollkommene Aussiedlung der restlichen Bevölkerung von Auschwitz durchgeführt, um PLatz für die Erweiterung des Konzentrationslagers zu schaffen. Noch am selben Tag beginnen Häftlinge mit dem Abbruch der geräumten Häuser und der Verwendung der so gewonnenen Baumaterialien zum Ausbau des Lagers. (Czech, S. 84)

03.04.1941

Generalgouvernement

Regierungssitzung über das Warschauer Ghetto.

Ministerialdirigent Dr. Emmerich übergibt Frank einen Bericht des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit über die Wirtschaftsbilanz des jüdischen Wohnbezirks in Warschau. (s. 22.03.41)

Gouverneur Fischer berichtet, daß sich die Entwicklung des Ghettos nach anfänglichen Schwierigkeiten über Erwarten gut gestalte. Lebensmittel seien noch in genügender Menge vorhanden, so daß in den nächsten Monaten nicht die Gefahr einer Hungersnot bestehe.

Täglich werden 25.000 Juden für Meliorationsarbeiten (Straßenbau, wasserwirtschaftliche Bauten) und weitere 15.000 für die Arbeit in verschiedenen Betrieben der Stadt beschäftigt. Die jüdischen Handwerker werden in großem Umfang durch die polnischen Firmen weiter beschäftigt.

Dr. Gater vom Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit bezeichnet als Zentralproblem des jüdischen Wohnbezirks die Frage seiner Wirtschaftsbilanz. Nach seinen Berechnungen müßten drei Juden zur Arbeit außerhalb des Ghettos eingesetzt werden, um einen Ghettobewohner zu ernähren. Etwa 60.-65.000 Juden müßten im Ghetto produktiv beschäftigt werden, um die Wirtschaftsbilanz des Ghettos auszugleichen.

Die Beschäftigung der Juden sei im wesentlichen ein Organisationsproblem, über dessen Lösung die Meinungen allerdings noch auseinandergehen. Emmerich habe vorgeschlagen, deutsche Großhandelsfirmen einzuschalten, weil diese über einen ausgebauten Apparat verfügen und in der Lage sind, Aufträge zu sammeln und in das Ghetto hineinzubringen. Den Firmen müßte ein Einfluß auf die Organisation der jüdischen Arbeit eingeräumt werden, damit die Gewähr bestehe, daß im Ghetto allen Ansprüchen in bezug auf Qualität, Liefertermine usw. entsprochen werde.

Frank verweist auf die Bedenken, die ihm vom Leiter der Finanzabteilung vorgetragen wurden, daß es mit dem Warschauer Ghetto ähnlich gehen werde wie mit dem jüdischen Wohnbezirk in Lodz, wo das Reich die Juden versorgen müsse. (Präg, S. 343ff)

03.04.1941

Frankreich

Bericht des deutschen Botschafters in Paris, Abetz, an das Ausw. Amt.

Der neuernannte Kommissar für Judenfragen, Vallat, hat sich in der Botschaft vorgestellt. Seine Aufgaben sind:

  1. "Die Überwachung der Durchführung der von der Französischen  Regierung bereits erlassenen Judengesetze,
  2. Die Abstimmung der von der Französischen Regierung für ganz Frankreich erlassenen Judengesetze mit den vom Militärbefehlshaber in Frankreich auf Vorschlag der Botschaft für das besetzte Gebiet erlassenen Judenverordnungen,
  3. Ausarbeitung weiterer französischer Judengesetze.

Da es Darlan nur gegen einen starken Widerstand Pétains (Staatspräsident) gelungen ist, einen Judenkommissar ernennen zu lassen, und der Widerstand gegen dessen Tätigkeit infolge des amerikanischen Druckes sicher fortdauern wird, ist es ratsam, daß Vallat bei der drittgenannten Aufgabe in Etappen vorgeht, um sich nicht sofort in offenen Widerspruch zu Pétains Auffassung zu stellen.
Die bis jetzt erlassenen Judenmaßnahmen betreffen die Entfernung der ausländischen und französischen Juden aus höheren Stellungen des Staates, der Armee und aus sämtlichen Tätigkeitsgebieten der Presse, des Rundfunks, des Theaters und Filmwesens.
Die von Valat noch auszuarbeitenden Gesetze sollen einen möglichst großen Teil der in Frankreich ansässigen Juden auch aus den übrigen freien Berufen der Wirtschaft und dem Handel verdrängen und ihre Auswanderung vorbereiten. (..)
Damit jedoch in einer späteren Stufe auch die 'alteingesessenen' durch die gleichen Maßnahmen wie die ausländischen und neunaturalisierten Juden erfaßt werden können, ist schon jetzt ein Gesetz notwendig, das den französischen Judenkommissar ermächtigt, 'alteingesessene' Juden, die gegen die sozialen und nationalen Interessen der französischen Nation verstoßen haben, zu 'ausländischen' zu erklären.
Mit Hilfe eines solchen Gesetzes kann dann auch das 'alteingesessene' Judentum, welches etwa 1/5 des gesamten heute in Frankreich ansässigen Judentums ausmacht, nach und nach restlos zum Verlassen Frankreichs gebracht werden." (ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 254)

Generalgouvernement

Laut einem Schreiben Eichmanns wurden in der Zeit vom Oktober 1939 bis März 1941 insgesamt 408.525 Polen und Juden aus den eingegliederten Ostgebieten in das Generalgouvernement "evakuiert". (Aly, Endlösung, S. 18)

07.04.1941

Auschwitz

Häftlinge beginnen mit dem Bau des Buna-Werks bei Auschwitz. (Czech, S. 86).

Staatssekretär Syrup vom Arbeitsministerium widerruft seinen Erlaß vom 14.03.41 (Hereinnahme von jüdischen Arbeitern aus dem Warthegau ins Reich), denn "der Führer hat nunmehr entschieden, daß Juden aus dem Generalgouvernement und dem Warthegau nicht im Reichsgebiet einzusetzen sind". (Adler, S. 212; Walk, S. 338)

09.04.1941

Generalgouvernement

In Czestochowa (Tschenstochau) in Südwestpolen wird ein Ghetto errichtet; am 23. August 1941 wird es von den Deutschen abgeriegelt.

Vor dem Krieg hatten in der Stadt mehr als 28.000 Juden gelebt.

10.04. und 14.04.1941

Belgien

Am 10. April, dem Abend vor Beginn des Pessach-Festes, randalieren belgische Rechtsextremisten im jüdischen Viertel von Antwerpen.

Am 14. April wird bei einer Versammlung der rechtsextremen "Volkswering" der deutsche Film "Der ewige Jude" vorgeführt. Anschließend richten einige der Teilnehmer, unterstützt von Anhängern anderer antisemitischer Gruppen, Zerstörungen in zwei Synagogen und in der Wohnung eines Rabbiners an. Feuerwehr und Polizei erhalten Anweisung, nicht einzugreifen.

15.04.1941

Auschwitz

Antrag des Inspekteurs der Sipo an den Reichsfinanzminister.

Die Übertragung des Lagers Auschwitz an den SD sei von dringendem staatspolitischem Interesse, da es in der Nähe der Großstädte, am Rande des oberschlesischen Industriegebiets und an der Grenze des Generalgouvernements gelegen und daher als Konzentrationslager sehr geeignet sei. Das Oberkommando des Heeres, in dessen Verfügung sich das Gelände noch befindet, sei zur Übertragung bereit. (Czech, S. 87)

Mitte April 1941

Luxemburg

Das Vermögen der Juden unterliegt deutscher Verwaltung und kann eingezogen werden.

19.04.1941

Generalgouvernement

Zweite Regierungssitzung über das Warschauer Ghetto.

Frank stimmt der Bildung des Ghettos zu. Der Distriktgouverneur von Warschau, Fischer, weist darauf hin, daß man bemüht gewesen sei, aus den Erfahrungen des Ghettos von Lodz zu lernen. "Man habe die dortigen Verhältnisse monatelang studiert, und er habe regelmäßig Sachbearbeiter hingeschickt, die die gesamte Entwicklung des Lodscher Ghettos beobachtet hätten. Das Lodscher Ghetto stehe insofern vor einigen schwierigen Situation, weil man im Anfang sämtliche Vorräte und Produktionsmittel aus ihm herausgeholt habe. In Warschau sei man diesen Weg nicht gegangen; was seit November vorigen Jahres herausgeholt worden sei, spiele überhaupt, wirtschaftlich gesehen, keine Rolle. (...)
Nach einer Aufstellung des Arbeitsamtes gebe es im Warschauer Ghetto 115.000 männliche und 60.000 weibliche arbeitsfähige Juden. Zur Zeit würden ungefähr 12.000 Juden laufend in der Stadt Warschau beschäftigt. 25.000 Juden seien für Meliorationsarbeiten herangezogen, und der Distrikt Lublin habe ebenfalls 25.000 Juden angefordert, die auch wohl schon zum größten Teil abtransportiert seien. An und für sich blieben also im Ghetto nicht viel Männer übrig, die noch in Arbeit gebracht werden müßten. Auch liefen jetzt Werkstätten an mit einem Anfangsbestand von 6.000 bis 7.000 Arbeitern. Nach alledem befürchte er eigentlich gar keine Schwierigkeiten für das Warschauer Ghetto."

Generalgouverneur Frank stellt fest, man sei sich einig, "daß man das Ghetto nicht auflösen und die Juden sich frei betätigen lassen könne. Zudem habe ihm der Führer versprochen, daß das Generalgouvernement als erstes Gebiet von Juden völlig befreit werden solle. Es handle sich danach nicht um eine dauernde Belastung, sondern um eine typische Kriegserscheinung, vielleicht sogar um eine Reichsverteidigungsmaßnahme. Selbst wenn diese Maßnahme Kosten verursachen sollte, so würde es für ihn doch ein beruhigendes Gefühl sein, eine halbe Million Juden unter Kontrolle zu haben." (Präg, S. 359ff)

20.04.1941

Rosenberg wird von Hitler, vor allem mit Blick auf den bevorstehenden Eroberungskrieg gegen die Sowjetunion, zum "Beauftragten für die zentrale Bearbeitung der Fragen des osteuropäischen Raumes" ernannt.

Rundschreiben des Reichsfinanzministers

Lebensmittel, die Juden in Paketen aus dem Ausland erhalten, sind von ihren Lebensmittelzuteilungen abzuziehen. (Walk, S. 339)

22.04.1941

Verfügung des Reichsjustizministers

In Strafsachen ist außer der Religion des Angeschuldigten auch anzugeben, ob er Jude (im Sinn der nazistischen "Rassen"definition, Anm. d. Red.) ist. (Walk, S. 339)

23.04.1941

Der bayerische Gauleiter Wagner ordnet an, die Kruzifixe aus den Klassenzimmern zu entfernen und die Schulgebete entfallen zu lassen. Es kommt zu breiten Protesten, so daß Wagner sich genötigt sieht, Seine Verfügung Anfang September 1941 zurückzunehmen.

24.04.1941

Generalgouvernement

Die Juden dürfen das Ghetto von Lublin nicht mehr verlassen, sofern sie nicht zu den außerhalb des Ghettos eingesetzten Arbeitskolonnen gehören oder einen speziellen Passierschein haben.

Luxemburg

Besprechung bei Eichmann im RSHA, u.a. über Möglichkeiten, die "Auswanderung" aus Luxemburg zu beschleunigen. Die Zahl der noch in Luxemburg lebenden Juden wird mit 947 angegeben, von denen 350 auswanderungswillig und zum Teil (100 Personen) schon im Besitz der nötigen Papiere seien. Zwischen Ende April und Mitte Oktober, als die Auswanderung generell gestoppt wird, können noch etwa 250 Juden emigrieren.

25.04.1941

"Verordnung über die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin und der Hauptstadt der Bewegung, München"

Räume, die aus einem Mietverhältnis mit einem jüdischen Mieter frei geworden sind oder frei werden, hat der Vermieter unverzüglich zu melden. Die erstmalige Wiedervermietung der frei gewordenen oder frei werdenden Räume ist genehmigungspflichtig. Für die Wiedervermietung an einen Mieter, der im Zuge der Neugestaltung der Reichshauptstadt Seine Wohnung räumen muß und im Besitz eines Mietberechtigungsscheins ist, gilt die Genehmigung als erteilt. Einem Juden steht ein jüdisches Unternehmen gleich. (RGBl I, S. 219f)

26.04.1941

Erlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung

Die Reichsvereinigung wird angewiesen, ihre Schulen in großen Städten zu konzentrieren und die Zwergschulen aufzulösen. Für Privatunterricht wird keine Genehmigung mehr erteilt. (Walk, S. 340)

30.04.1941

Erlaß des Reichswirtschaftsministers

Die Ausnahmebehandlung von ausländischen Staatsangehörigen bei der Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben war schon früher hinsichtlich der Staatsangehörigen der Feindländer und der durch die deutschen Truppen besetzten Länder fortgefallen; sie ist nunmehr auch für slowakische, rumänische und ungarische (jüdische) Staatsangehörige aufzuheben. (Walk, S. 340)

WELTKRIEGSEREIGNISSE

01.04.41

Britische Truppen erobern Asmara, die Hauptstadt der italienischen Kolonie Eritrea (Nordostafrika).

04.04.1941

Benghasi in Libyen wird von deutschen und italienischen Truppen zurückerobert.

04.- 05.04.1941

Einnahme der Hauptstadt der italienischen Kolonie Äthiopien, Addis Abeba, durch britische Streitkräfte.

06.04.1941

Beginn des deutschen Angriffs auf Jugoslawien und Griechenland.

Auf dem Gebiet Jugoslawiens lebten vor dem deutschen Überfall etwa 80.000 Juden, davon 25.000 in Kroatien und Slawonien, 14.500 in Bosnien und Hercegovina, 12.500 in Serbien, 7.800 in Makedonien, 16.000 in der Baranja und Batschka sowie 4.200 im Banat.

Jugoslawien

Deutsche Dienststellen bilden einen "Umsiedlungsstab" zur Zwangsaussiedlung der slowenischen Volksgruppe aus der schon bis dahin deutschen bzw. österreichischen Untersteiermark. Am 16. April folgt die Aufstellung eines entsprechenden Stabes für die von Deutschland annektierten Gebiete Nordjugoslawiens.

In drei "Wellen" sollten 220.000 bis 260.000 Slowenen ausgesiedelt werden, um innerhalb weniger Jahre die "Germanisierung" Sloweniens durchzusetzen. Ende 1942 war folgendes Ergebnis erreicht: 17.000 Slowenen wurden enteignet und nach Serbien "evakuiert"; 37.000 slowenische und windische Grenzbewohner wurden teils als Eindeutschungsfähige (11.000), teils als fremdvölkische Arbeitskräfte ins Altreich verbracht. (Aly, Endlösung, S. 286)

08. - 09.04.1941

Die deutsche Luftwaffe zerstört große Teile der mittelenglischen Stadt Coventry, nahe Birmingham. Die Angriffe werden in der Nacht vom 10. auf den 11. April fortgesetzt.

09.04.1941

Einmarsch deutscher Truppen in Saloniki (Nordostgriechenland). In der Stadt leben zu dieser Zeit 50.000 jüdische Bewohner, die größte Gemeinde Griechenlands.

10.04.1941

Deutsche Truppen besetzen Zagreb. Ein kroatischer Staat wird proklamiert. Die aus dem italienischen Exil zurückgekehrte Führung der faschistischen Ustascha unter Ante Pavelic bildet eine von Deutschland abhängige Regierung.

12.04.1941

Deutsche Truppen besetzen die jugoslawische Hauptstadt Belgrad.

Die deutsche Militärverwaltung fordert die Juden Belgrads auf, sich innerhalb von drei Tagen bei der Polizei zu melden; anderenfalls würden sie erschossen. - Insgesamt lassen sich 9.145 Personen registrieren, während schätzungsweise 2.000 Menschen "untertauchen".

Im Juli begannen die Deutschen, die jüdischen Männer in Belgrad zu verhaften. Bis Ende August 1941 wurden die meisten im Konzentrationslager Topovske Supe (in einem Außenbezirk der Stadt)  gefangen gehalten. Zwischen September und November 1941 wurden die Gefangenen von Hinrichtungskommandos der deutschen Wehrmacht erschossen, angeblich wegen Beteiligung am bewaffneten Widerstand. Im Dezember 1941 wurden alle jüdischen Frauen und Kinder in Belgrad festgenommen und in das Lager Sajmiste in der Nähe der Stadt gebracht. Von März bis Anfang Mai 1942 wurden die Frauen und Kinder in Gaswagen getötet. (EdH, S. 175)

17.04.1941

Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte.

23.04.41

Kapitulation der griechischen Streitkräfte.

24.04.1941

Bulgarien besetzt Thrakien (Nordgriechenland)

24.04.- 29.04.1941

Räumung Griechenlands durch die britische Flotte. Am 29. April sind auch der Peloponnes und alle griechischen Inseln mit Ausnahme Kretas in deutscher oder italienischer Hand.

27.04.1941

In Nordafrika dringen deutsche und italienische Truppen über die ägyptische Grenze vor und erobern am 28. April Sollum.

30.04.1941

Militärische Besprechung in der Reichskanzlei. Hitler legt den Beginn des Angriffs auf die UdSSR auf den 22. Juni fest. Die Heeresleitung schätzt die Kriegsdauer auf bis zu vier Wochen; danach sei nur noch mit geringem Widerstand zu rechnen.


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